WM

"Hart zu verdauen" - Viertelfinal-Aus für DHB-Frauen

Die deutschen Handball-Frauen sind von der Weltspitze noch ein gutes Stück entfernt. Nach dem krachenden Viertelfinal-Aus geht es nun um einen versöhnlichen WM-Abschluss.

Autor: sid
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 14. Dezember 2023

Gegner für Olympia-Qualifikationsturnier gesucht

Emily Bölks Tränen waren getrocknet, doch tiefe Augenringe zeugten von einer kurzen Nacht. "Es ist hart zu verdauen. Es gilt jetzt, so schnell wie möglich einen Haken dahinter zu setzen", sagte Deutschlands bekannteste Handballerin am Donnerstagmittag dick eingemummelt in eine Winterjacke am Teamhotel in Silkeborg.

Am Tag nach dem jäh geplatzten Medaillentraum bei der WM in Dänemark schüttelten die DHB-Frauen ihren Frust mit reichlich Mühe ab und nahmen neue Ziele ins Visier. Schon in der Nacht habe man "viel zusammengesessen und sich zusammengerauft", berichtete Bölk, die am Abend zuvor nach dem deutlichen Viertelfinale-Aus gegen Schweden Tränen vergossen hatte. Und Bundestrainer Markus Gaugisch forderte: "Wir haben nicht die Zeit, um in Trauer zu verfallen."

Statt um das Podium geht es für Bölk und ihre Mitspielerinnen nach einer desaströsen ersten Hälfte gegen Schweden am Wochenende nur noch um die Plätze fünf bis sieben. "Ich glaube nicht, dass wir daran zerbrechen", sagte Co-Kapitänin Alina Grijseels über das 20:27 (6:16) gegen die Skandinavierinnen.

Im ersten von zwei Platzierungsspielen trifft das deutsche Team schon am Freitagvormittag (11.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) auf Tschechien. Von der Abschlussplatzierung hängt ab, gegen wen die deutsche Mannschaft im Olympia-Qualifikationsturnier im April ran muss. Dann wollen sich die DHB-Frauen erstmals seit Peking 2008 für olympische Sommerspiele qualifizieren.

"Natürlich ist es jetzt hart, wieder aufzustehen", sagte Bölk niedergeschlagen. Die Rückraumspielerin gab sich trotz müder Knochen und angeknackster Psyche alle Mühe, den Resetknopf zu drücken. "Wir haben jetzt noch zwei super wichtige Spiele vor uns. Wir wollen unbedingt uns Platz fünf sichern", sagte Bölk der Sportschau.

Nach drei siebten Plätzen hatten Gaugisch und seine Spielerinnen auf die erste Halbfinal-Teilnahme für ein deutsches Team seit 15 Jahren gehofft - doch am Ende waren es einmal mehr offenbar die Nerven, die der DHB-Auswahl einen Strich durch die Rechnung machten. Trotz starker Leistungen und fünf Siegen im Turnierverlauf fehlte es im ersten K.o.-Spiel an der nötigen Coolness.

Ein kollektiver Blackout zu Beginn der Partie mit fast 15 Minuten ohne eigenen Treffer hatte die deutschen Hoffnungen auf die erste Medaille seit WM-Bronze 2007 am Mittwochabend im Keim erstickt. Hinzu kam eine unterirdische Quote von 26 (!) Fehlwürfen, die die routinierte Rückraumspielerin Xenia Smits hinterher "sprachlos" machte. Auch die Verbandsspitze musste die denkwürdige erste Hälfte "erst einmal verarbeiten", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Dennoch sei eine "positive Entwicklung" erkennbar: "Wir sind mit der Tendenz des Teams zufrieden."

Nach der knappen Niederlage zum Hauptrundenabschluss gegen Titelanwärter Dänemark (28:30) hatte man sich dennoch näher an der Weltspitze gewähnt. "Wir sind es leider noch nicht, aber wir sind auf dem Weg dorthin und von dem Weg lassen wir uns nicht abbringen", sagte Gaugisch. Und Bölk versprach für die WM-Zielgeraden: "Wir wollen absolut nochmal Gas geben und in den letzten zwei Spielen eine Performance zeigen, die uns würdig ist."