Vorteil "JBW", doch "Team Fry" ist Europameister: Trotz einer überragenden Leistung von Jessica von Bredow-Werndl muss sich Deutschland beim EM-Heimspiel in Riesenbeck Großbritannien geschlagen geben.
Bredow-Werndl mit persönlicher Bestleistung
Jessica von Bredow-Werndl strahlte über das ganze Gesicht, ihre Augen leuchteten regelrecht. "Ich glaube, so viele solcher Grands Prix habe ich in meinem Leben noch nicht geritten", sagte die Olympiasiegerin nach ihrem Auftritt im Mannschaftswettbewerb bei der EM in Riesenbeck. Beim mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen der zurzeit besten Dressurreiterinnen der Welt stahlen "JBW" und ihr Herzenspferd Dalera Weltmeisterin Lottie Fry und ihrem mächtigen Glamourdale zwar auf dem Viereck die Schau, die britische Mannschaft entriss den Gastgebern dennoch das fast schon abonnierte Teamgold.
Ihre persönliche Bestleistung, über die sich von Bredow-Werndl so sehr freute, brachte zwar am Ende "nur" die Silbermedaille, dennoch dürfte die deutsche Mannschaft zufrieden sein. Der Rückstand war schon vor von Bredow-Werndls Ritt groß, sie verkürzte ihn nur noch formschön.
Harmonische Runde
Und es war insgesamt ein guter Tag für das deutsche Team, das eher Silber gewann, als dass es Gold verlor. Deutschland startete von Platz zwei aussichtsreich in den zweiten Teil des Grand Prix, die 21-malige Europameisterin Isabell Werth und Matthias Alexander Rath hatten am Mittwoch solide vorgelegt. Frederic Wandres war am Donnerstag zuerst an der Reihe und zeigte mit Bluetooth ebenfalls eine persönliche Grand-Prix-Bestleistung.
"Es war eine sehr harmonische Runde. Und konstant, Konstanz kommt nie aus der Mode. Das kommt bei den Richtern immer gut an", sagte Wandres: "Das war das Ziel, ich bin sehr happy."
Dass Deutschland dennoch bereits vor dem Ritt der Weltranglistenersten von Bredow-Werndl wenig Chancen auf Gold hatte, lag auch an Charlotte Dujardin. Die dreimalige Olympiasiegerin und ihr zehnjähriger Imhotep übertrafen als erstes Paar die 80-Punkte-Marke und ließen Wandres und Co. frühzeitig deutlich hinter sich.
Großbritannien sichert sich Gold
Fast sechs Prozentpunkte trennten die Equipe von Bundestrainerin Monica Theodorescu schon vom neuen Europameister, bevor die Schlussreiterinnen von Bredow-Werndl und Fry auf das Dressurviereck kamen. Alles schaute auf die beiden - und von Bredow-Werndl lief unter Druck zur absoluten Höchstform auf.
Doch die Bestleistung mit Dalera (84,612 Prozent) im Grand Prix reichte nicht für den Sieg der Mannschaft, obwohl sie damit unantastbar das Einzel-Ranking anführte. Fry unterliefen keine groben Fehler, sie schwächelte ein bisschen bei der Piaffe, belegte mit ihrem WM-Pferd Glamourdale Platz drei hinter von Bredow-Werndl und Dujardin und sicherte Großbritannien damit das zweite EM-Gold überhaupt im Team.
Der Grand Prix war die erste Standortbestimmung - und verspricht weitere enge Entscheidungen in den Einzelwettkämpfen der kommenden Tage. Am Freitag kommt es zum ersten Vergleich zwischen Fry mit Glamourdale und "JBW" mit Dalera im Grand Prix Special - die Deutsche verteidigt dann den nächsten Titel, ehe am Sonntag mit der Kür der Höhepunkt ansteht.
(Text: sid)