Ab Sonntag spielen die deutschen Volleyballer um ihren Olympia-Traum. Acht Teams kämpfen in Berlin um ein Ticket für Tokio.
Im Juli sitzt Lukas Kampa mit seinen Teamkollegen in einem Flugzeug und reist zu den Olympischen Spielen nach Tokio. Der Kapitän der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft glaubt fest daran, eine andere Sommerplanung gibt es nicht. "Ich habe eine tiefe Überzeugung, dass wir es schaffen können", sagte Kampa vor der Woche der Wahrheit für die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV).
In der Berliner Max-Schmeling-Halle kämpfen Kampa und Co. ab Sonntag gegen sieben weitere Teams um nur ein Ticket für Tokio. Das Selbstvertrauen vor dem wegweisenden Qualifikationsturnier, das qualitativ einer Mini-EM gleicht, ist groß. Die Zuschauerrolle wie 2016 in Rio will das DVV-Team nicht noch einmal einnehmen. "Es sind nicht viele Spiele. Wir können gegen alle Mannschaften gewinnen", sagte Kampa.
Das müssen sie wohl auch. Schon in der Gruppenphase sind Ausrutscher tabu. Der Auftaktgegner Tschechien am Sonntag (19.30 Uhr/Sport1) sei am "schwächsten" einzuschätzen, sagte Bundestrainer Andrea Giani, der als letzten Spieler Mittelblocker Noah Baxpöhler am Samstag aus seinem Aufgebot strich. In Belgien warte tags darauf dagegen eine Mannschaft "auf Augenhöhe", Vize-Europameister Slowenien als dritter Gegner am Dienstag sei ein Team, das "extrem unangenehm" zu bespielen sei. "Man kann sich keinen Fehltritt erlauben", sagte Kampa.
Die größten Herausforderungen warten allerdings erst ab dem Halbfinale, für das sich in Gruppe B Frankreich und Europameister Serbien qualifizieren dürften. "An diesen Mannschaften führt kein Weg vorbei. Sie werden zu schlagen sein, wenn man gewinnen möchte", sagte Kampa, der voller Vorfreude von einem "Dauerkribbeln" in einer "außergewöhnlichen Woche" sprach.
Gewinnen die deutschen Volleyballer alle Spiele, fliegen sie im Sommer mit Chancen auf Edelmetall nach Japan. "Es ist schwieriger, sich zu qualifizieren, als dann bei Olympia eine Medaille zu gewinnen", sagte Bundestrainer Giani. Selbstvertrauen tankte das Team mit zwei Testsiegen gegen Australien am Mittwoch und Donnerstag.
Bis Tokio ist es noch ein weiter Weg, Berlin ist die zunächst größte Hürde. Das mit erfahrenen Spielern wie Kampa (33) oder Star-Angreifer Georg Grozer (35) gespickte Team eint der Traum vom großen Karriere-Highlight. "Es ist einfach etwas ganz, ganz Besonderes. Die Chancen sind nicht so häufig da", sagte Kampa: "Ich bin positiv und habe eine tiefe Überzeugung, dass wir es schaffen können."
Giani setzt dabei unter anderem wieder auf Libero Markus Steuerwald, der erstmals seit Mai 2017 wieder das Nationalmannschafts-Trikot tragen wird. Eine Schlüsselrolle nimmt abermals Grozer ein, der "für uns unersetzlich ist", wie Giani betonte: "Er bringt Qualitäten mit, die es nur bei wenigen auf der Welt gibt."
Grozer will spätestens nach Tokio 2020 aus der Nationalmannschaft zurücktreten. Scheitert die DVV-Auswahl, hat er in Berlin wohl seinen letzten großen Auftritt im Nationaltrikot. "Es ist mein großer Traum, dass ich meine Karriere beim Nationalteam bei den Olympischen Spielen in Tokio beende", sagte er dem Tagesspiegel. Dafür will er in Berlin alles geben.
Die deutschen Frauen drücken vorerst nur die Daumen. Ernst wird es für sie beim Achter-Turnier im niederländischen Apeldoorn, das am Dienstag beginnt. Das deutsche Team trifft dort in der Gruppenphase auf die Türkei, Belgien und Kroatien.
DOSB, SID