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Ringer-WM in Nur Sultan: Mit Rückenwind Richtung Tokio

Vier Medaillen, fünf Olympia-Tickets! Nach der erfolgreichen WM in Kasachstan können die deutschen Ringer zuversichtlich in Richtung Olympia schauen.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 23. September 2019

"Unsere Wünsche wurden bei Weitem übertroffen", sagt Verbandsboss Manfred Werner zum Abschluss der Ringer-WM in Kasachstan: "Nahezu alle Athletinnen und Athleten - auch die, die knapp gescheitert sind - haben ihre Top-Leistung abgerufen." Rund 300 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Tokio hofft der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) sogar noch auf ein wenig mehr: "Ich glaube, dass wir ein bisschen Luft nach oben haben."

Werner baut darauf, dass bei den Qualifikations-Turnieren im Frühjahr noch ein bis zwei weitere Olympia-Plätze für den DRB herausspringen. Aber auch so ist er mit Blick auf Tokio "guter Dinge". "Die WM verleiht uns Rückenwind. Wir sind gut vorbereitet und haben eine starke Truppe. Und die Fünf, die ihr Ticket haben, können eine optimale Vorbereitung fahren", äußerte Werner, der vor der WM zwei bis drei Olympiaplätze als Ziel ausgegeben hatte: "In Japan hoffen wir dann auf ein bis zwei Medaillen. So haben wir es in der Zielvereinbarung formuliert."

Dass dieses Ziel erreichbar ist, zeigte die WM. Bei den Frauen holten Anna Schell (Unterföhring/68 kg) und Ex-Weltmeisterin Aline Rotter-Focken (Krefeld/76) jeweils Bronze. Dasselbe gelang dem dreimaligen Weltmeister Frank Stäbler (Musberg/67) und Denis Kudla (Nackenheim/87) im Griechisch-Römischen-Stil. Frank Stäbler (67 kg) bewies dabei erneut seine Klasse und kämpfte sich nach einer frühen 11:0 Niederlage im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister und kubanischen Olympiasieger Ismael Borrero Molina mit Siegen über Mihai Radu Mihut und Hansu Ryu in der Hoffnungsrunde zurück ins Turnier. Im kleinen Finale besiegte er nach 5:0 Rückstand in einer spannenden Aufholjagd Mohamed Elsayed 6:5.

„Ich war körperlich in meinem ganzen Leben noch nie so kaputt und am Limit wie hier. Das Projekt 67 hat mir alles abverlangt, dann die Auslosung, sechs Kämpfe, das Gewicht wieder bringen. Zwischenzeitlich hab ich auch wirklich den Glauben verloren, als ich dann das Blackout gegen den Kubaner hatte, aber mein Coach hat mir dann einen sehr guten Satz gesagt: „Champions verlieren nie, und ganz große Champions verlieren und kommen wieder.“ Und ich musste es allen beweisen, dass ich wiederkommen kann, auch wenn ich gefallen bin; und ich bin wiedergekommen und hab sogar eine Medaille gewonnen…wir fliegen nach Tokio!“, so der frischgebackene Medaillengewinner. 

Auch Denis Kudla (87 kg) zeigte sich in Bestform. Der 24-jährige konnte an seine internationalen Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen und erkämpfte sich in einem engen Duell gegen Mikalai Stadub die Bronzemedaille. Auf dem Weg ins kleine Finale siegte Kudla über Tarek Abdelslam Sheble Mohamed, Amer Hrustanovic und Ramin Taherisartang. Erst im Halbfinale scheiterte er am späteren Weltmeister Zhan Beleniuk aus der Ukraine knapp. Zudem sicherte Eduard Popp dem DRB als Fünfter einen Platz in Tokio.

Nur die Freistil-Spezialisten gingen leer aus. Das war im Vorfeld zwar erwartet worden, sorgte dennoch für ein wenig Frust. "Den einzigen Wermutstropfen gibt es im Freistil - und das tut mir einfach Leid für Bundestrainer Jürgen Scheibe, der alles dafür tut, um seine Sportler voranzubringen", sagte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis: "Eine positive Entwicklung ist da, aber in den entscheidenden Kämpfen liefern die Athleten nicht ab oder werden durch unglückliche Kampfrichter-Entscheidungen ausgebremst."

Werner sieht das ähnlich. "Wir lassen dem Bundestrainer weiter Zeit, denn der Trend nach oben ist klar zu erkennen. Mit ein bisschen Glück hätte es sogar jetzt schon für ein, zwei Plätze reichen können", äußerte Werner, der die positive Gesamt-Entwicklung auf die gute Organisation in seinem Leistungssport-Team zurückführt: "Vom Sportdirektor über die Bundestrainer bis hin zu den Stützpunkt-Trainern und den Landes-Organisationen arbeiten alle großartig zusammen."

Diese Zusammenarbeit wird bereits am Donnerstag mit Blick auf Olympia intensiviert. "Dann kommen wir mit den Trainern zu einem Arbeitskreis zusammen und legen die langfristige, strategische Ausrichtung fest", sagte Zamanduridis: "Für jene Athleten, die das Ticket für Tokio bereits erkämpft haben - aber auch für die Ringer und Ringerinnen, die noch durch die Mühle der Qualifikation müssen."

Autor: DOSB/SID/DRB