Gold für Oliver Zeidler, Silber für den Achter: Die deutschen Paradeboote haben den Olympia-Formcheck bei der Ruder-EM bestanden.
Mit Rückenwind in Richtung Paris
Erst meldete sich der Deutschland-Achter in der Weltspitze zurück, dann unterstrich Dominator Oliver Zeidler seine Ausnahmestellung: Die Paradeboote haben bei der EM im ungarischen Szeged dem gebeutelten Deutschen Ruderverband (DRV) die ersehnten Medaillen beschert. Zeidler holte seinen dritten EM-Titel, der Achter gewann nach Jahren voller Enttäuschungen Silber - drei Monate vor den Olympischen Spielen in Paris bestanden die Hoffnungsträger den Formcheck mit Bravour.
"Wir sind alle drauf und auch groß geblieben. Am Ende haben wir Herzenswillen gezeigt", sagte Achter-Crewmitglied Max John nach dem gelungenen Härtetest. Das Silberrennen von Szeged, das dem zuletzt vom Kurs abgekommenen deutschen Flaggschiff die erste Medaille bei Titelkämpfen seit dem zweiten Platz bei den Sommerspielen von Tokio 2021 bescherte, mache "Bock auf mehr", ergänzte Schlagmann Hannes Ocik, es motiviere "für den weiteren Weg".
Es werde jedoch "kein Selbstläufer", warnte Bundestrainerin Sabine Tschäge. Schließlich liegen Jahre des Umbruchs und schmerzhafte Rückschläge hinter dem Achter. In Szeged legte das Team um Steuermann Jonas Wiesen eines der besten Rennen der jüngeren Vergangenheit hin und attackierte dabei zwischenzeitlich sogar die siegreichen Briten. Der Auftritt verleiht dem Achter ordentlich Schwung für die Vorbereitung auf die Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August).
Gleiches gilt für Zeidler, der in Szeged einmal mehr in seiner eigenen Liga fuhr und der Konkurrenz im Einer keine Chance ließ. Im Finale sicherte sich der 27-Jährige problemlos EM-Gold, lag im Ziel mit über einer Bootslänge Vorsprung vor Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) und untermauerte seine Favoritenstellung für die Sommerspiele.
"Das ist ein schöner Titel, den man holen möchte. Letztlich zählt aber nur ein Rennen dieses Jahr - und das ist das olympische Finale", sagte Zeidler, der die EM als "Zwischenstation" bezeichnete. Bis Paris müsse er "noch ein paar Schritte machen".
Nachdem Zeidler im Vorjahr als Dritter für die einzige DRV-Medaille bei der EM gesorgt hatte, präsentierte sich die deutsche Ruder-Flotte deutlich erfolgreicher. Auch Alexandra Föster erfüllte die Erwartungen und holte Silber, Jonas Gelsen und Marc Weber gewannen Bronze im Doppelzweier, dazu gab es Bronze für den Frauen-Doppelvierer. Insgesamt holten die deutschen Boote fünf Medaillen in den 14 olympischen Klassen.
In Szeged war der DRV, der vorsichtig optimistisch auf den weiteren Saisonverlauf blicken darf, mit einem verkleinerten Team am Start, der Fokus liegt auf der Olympia-Nachqualifikation in Luzern (19. bis 21. Mai). Sechs Boote sind bislang qualifiziert, in der Schweiz sollen zwei weitere die Teilnahme sichern.