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„Sportdeutschland eine noch stärkere Stimme geben“

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat beim Neujahrsempfang in Frankfurt die gesellschaftsgestaltende Kraft des Sports betont und die wichtigsten Handlungsfelder skizziert.

Autor: DOSB
4 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 30. Januar 2017

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat beim Neujahrsempfang in Frankfurt die gesellschaftsgestaltende Kraft des Sports betont und die wichtigsten Handlungsfelder skizziert.

Vor den rund 300 Gästen aus Politik und Sport im Kaisersaal des Frankfurter Römer, darunter der Hausherr, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, und Peter Beuth, der hessische Minister des Innern und für Sport, ging Hörmann vor allem auf die Leistungssportreform ein, die im Dezember von den Mitgliedern mit großer Mehrheit beschlossen wurde und nun vor der Umsetzung stehe. Dabei sei das Ziel, Deutschland dichter an die Weltspitze heran-zuführen und wieder mehr Medaillen zu gewinnen, längst nicht erreicht.

Zur Vorbereitung sei intensiv analysiert, diskutiert und gestritten worden, um letztlich aber mit dem Bundesministerium des Innern, dem Sportausschuss des Bundestages und den den Ländern zu einem zukunftsweisenden Reformkonzept zu kommen, sagte Hörmann. Das sei indes nicht möglich gewesen ohne das aktive Mitwirken und den wichtigen Zusammenhalt der Mitgliedsorganisationen. Der Präsident dankte insbesondere Andreas Silbersack, Sprecher der Landessportbünde, Siegfried Kaidel, Sprecher der Spitzenverbände, dem Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher, und dem Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Michael Ilgner, „für die enge und wertvolle Begleitung“.

Noch viele Steine im Weg

Viele der Anregungen seien in das Gesamtkonzept eingeflossen. Doch wer meine, „dass wir durch sind, irrt gewaltig“, warnte der Präsident. Es habe schon zahlreiche Konzepte gegeben, nicht nur im Sport, die wieder in der Schublade verschwunden seien. „Wir haben trainiert, uns auf den Wettkampf vorbereitet“, jetzt gehe es an den Start, auch wenn noch viele Steine bei der Umsetzung aus dem Weg zu räumen seien. Das sei allen Beteiligten bewusst. „Mit Blauäugigkeit sind wir nicht unterwegs“, sagte Hörmann.

Dabei müsse man stets im Blick behalten, „dass es um unsere Athleten geht, denen wir die bestmöglichen Bedingungen bieten wollen, nein müssen“, ergänzte er. Das bedeute aber zugleich: „Wir wollen einen Leistungssport, in dem junge Menschen ihr besonderes Talent voll entfalten können. In dem sich Sportlerinnen und Sportler ihre Träume erfüllen können. In dem sie Vorbilder für die Gesellschaft werden können, weil sie mit Herzblut und Leidenschaft fair ihr Bestes geben und uns zeigen, wie man mit Erfolg und Niederlage angemessen umgeht.“

Es müsse also, erklärte Hörmann, „ein an humanen Werten orientierter Leistungssport sein“, in dem Doping und Manipulationen keinen Platz hätten. „Wir wollen den Erfolg nicht um jeden Preis“. Das werde auch künftig das Markenzeichen von allen Sportlern sein, die für Deutschland an den Start gingen.

Weltweit drastische Kurskorrektur nötig

Gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Entwicklung des Sports sei diese Position elementar und unverrückbar. Aber angesichts der dramatischen Dopingproblematik sei „weltweit eine drastische Kurskorrektur notwendig“.

Das gelte vor allem nach dem Doping-Skandal im russischen Sport. „Wenn das, was im McLaren Report steht, sich bestätigt, bin ich dafür, klare Kante zu zeigen – nicht nur denen gegenüber, die sich individuell schuldig gemacht haben“, sagte Hörmann. Man müsse darüber nachdenken: „Wenn systematisch gedopt wurde, muss auch systematisch bestraft werden.“

Deshalb dürfe eine Entscheidung mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea nicht auf die lange Bank geschoben werden. Hörmann appellierte, in den kommenden Monaten zu Klarheit kommen. „Pyeongchang darf nicht ein zweites Rio werden“, erklärte er und ging damit auch auf eine Anmerkung von Peter Beuth ein.

Der hessische Minister hatte zuvor in seinem Grußwort gefordert, der Sport müsse stärker als je an seiner Glaubwürdigkeit arbeiten. Wie man Glaubwürdigkeit gewinnen könne, habe das Internationale Paralympische Komitee (IPC) gezeigt, dass der russischen Mannschaft im Gegensatz zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Teilnahme in Rio komplett verweigerte. „Das hat mich sehr beeindruckt“, sagte Beuth. „Das IOC sollte sich die Haltung des IPC zu eigen machen, wenn es die olympische Charta schützen und die am Sport interessierten Menschen nicht verlieren will.“

Hörmann erklärte seinerseits, auch die Politik könne und müsse ein Zeichen setzen. Er stelle deshalb offen zur Diskussion, „ob die im Juli anstehende Weltsportministerkonferenz tatsächlich im russischen Kazan stattfinden muss und darf“. Die weltweit wichtigste sportpolitische Veranstaltung finde dort statt, „wo sportliche Wettbewerbe nicht mehr stattfinden“, sagte der Präsident.

„Schlichtweg inakzeptabel“, nannte Hörmann das von US-Präsident Donald Trump verfügte Einreiseverbot für Menschen bestimmter Nationalität. Im Sport gebe es klare Regeln und ein klares Grundverständnis, erklärte der DOSB-Präsident: „Nämlich weltweiten Zugang, unbenommen der Frage der Religion und der Herkunft.“ Wer 2024 Olympische Spiele, das weltgrößte Sportfest, in seinem Land haben möchte, bereite dem Projekt einen Bärendienst mit so einem Beschluss.“

Selbstreflexion konsequent fortsetzen

Im übrigen wolle der DOSB den Prozess der Selbstreflexion mit dem Projekt „Anstoß 2016“ konsequent fortsetzen, kündigte er an. Gemeinsam mit allen Mitgliedsorganisationen wolle der DOSB in den kommenden Monaten im Rahmen von mehreren Regionalkonferenzen darüber reden, „wie wir uns strategisch ausrichten und strukturell und personell aufstellen“.

Darüber hinaus werde der DOSB die gesellschaftspolitischen Leistungen des Sports mit in diesem politischen Wahljahr 2017 offen diskutieren und noch stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. „Wir stehen für unsere Werte und werden sie aktiv vertreten, um Sportdeutschland eine noch stärkere Stimme in unserer Gesellschaft zu geben“, sagte Hörmann.

Er mahnte Lösungen beim „inakzeptablen Sanierungsstau bei Sportstätten“ an. Er hoffe, dass „aus den aktuellen Wahlkampf-Forderungen am Ende auch Förderungen“ würden. Eva Lohse, die Präsidentin des Deutschen Städtetages, sprach in diesem Zusammenhang von „enormen Kosten", versprach aber auch, „Lösungen finden“ zu wollen. In ihrem Festvortrag zur Partnerschaft von Sport und Kommunen würdigte sie vor allem die Rolle der Vereine. „Stadt ohne Sport ist nicht denkbar“, sagte die Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen und hob hervor, was der Sport insbesondere in der Integration leiste. „Integration findet entweder vor Ort, in den Städten und Gemeinden statt – oder sie wird scheitern“, erklärte sie. „Sportvereine gehören ganz entscheidend mit dazu.“

Initiates file downloadNeujahrsempfang 2017, Festrede Eva Lohse, Präsidentin Deutscher Städtetag

Initiates file downloadRede von DOSB-Präsident Alfons Hörmann beim Neujahrsempfang

(Quelle DOSB)

Rund 300 Gäste aus Sport und Politik folgten der Einladung in den Kaisersaal des Frankfurter Römer.