Denise Herrmann-Wick und Lukas Dauser sind Deutschlands Sportler des Jahres. Bei der Ehrung der Mannschaft jubeln die Basketball-Helden von Manila.
Glorreicher Abschied für die Biathlon-"Mami", verdiente Krönung für den Barren-König: Denise Herrmann-Wick und Lukas Dauser sind Deutschlands Sportler des Jahres 2023. Die Sprint-Weltmeisterin und der Turn-Champion erhielten im Kurhaus Baden-Baden erstmals den "Oscar des deutschen Sports". Bei der Kür der Mannschaft des Jahres führte kein Weg an den deutschen Basketball-Helden vorbei.
Historischer WM-Triumph macht DBB-Männer zur Mannschaft des Jahres
In einem vorolympischen Jahr voller großartiger Teamerfolge stach der historische WM-Triumph des DBB-Teams um Kapitän Dennis Schröder nochmals heraus. Zu sensationell war der Siegeszug der Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert, die in einem denkwürdigen Halbfinale erst die USA niederkämpfte und im Endspiel von Manila schließlich auch Serbien bezwang. Nicht einmal mit Ikone Dirk Nowitzki war einem deutschen Team ein derartiger Erfolg gelungen.
"Bei der WM, das war der Wahnsinn, die Kirsche obendrauf", sagte Kapitän Dennis Schröder, der aus Toronto live zugeschaltet wurde: "Wir haben Deutschland stolz gemacht. Das ist das, was wir alle wollten in der Kabine." Niels Giffey, Johannes Thiemann, Isaac Bonga und Andreas Obst nahmen den Preis entgegen, Herbert fehlte kurzfristig wegen eines Trauerfalls in der Familie.
Dass am Sonntag erstmals seit 2005 wieder eine Basketball-Nationalmannschaft triumphierte, überraschte die rund 700 Gäste im mondänen Benazetsaal wegen der besonderen Leistung kaum. Dahinter würdigten die 3000 stimmberechtigten Sportjournalisten den Silber-Coup der deutschen Eishockey-Cracks und die damit verbundene erste WM-Medaille seit 70 Jahren noch mehr als das WM-Gold der deutschen Hockey-Herren, die Anfang des Jahres in Indien erstmals nach 17 Jahren den WM-Thron bestiegen hatten.
Zum Karriereende noch einmal Sportlerin des Jahres
Drei Tage vor ihrem 35. Geburtstag vollendete Herrmann-Wick in einer historisch knappen Entscheidung ein märchenhaftes Abschiedsjahr. Nur 21 Punkte trennten die Olympiasiegerin von der erst 17 Jahre alten Gymnastik-Queen Darja Varfolomeev, die sich mit fünf (!) WM-Titeln zu einer der großen Hoffnungsträgerinnen für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris aufgeschwungen hatte. Dritte bei der insgesamt 77. Wahl wurde Skisprung-Weltmeisterin Katharina Schmid (früher Althaus).
"Es ist eine Riesenehre, überhaupt nominiert zu sein", sagte Herrmann-Wick auf der Bühne. Es habe "so tolle Leistungen" von deutschen Sportlerinnen gegeben. Doch die Auszeichnung sei "emotional noch einmal ein richtiges Highlight".
Herrmann-Wick hatte sich bei der Heim-WM in Oberhof mit einer Gold- sowie zwei Silbermedaillen in den sportlichen Ruhestand verabschiedet. Seit wenigen Wochen ist zudem klar: Die zur Team-"Mami" getaufte Ausnahmeathletin erwartet gemeinsam mit Ehemann Thomas Wick im April ihr erstes Kind. Wenige Wochen nach der frohen Botschaft beendete Herrmann-Wick nun auch eine Durststrecke: Zuletzt hatten 2017 in Laura Dahlmeier und Johannes Rydzek Wintersportler bei der Sportlerehrung triumphiert.
Dauser auf der Eins
Bei den Männern verwies Dauser die Weltmeister Florian Wellbrock (Freiwasserschwimmen) und Oliver Zeidler (Rudern) mit großem Vorsprung auf die Plätze zwei und drei, erstmals seit Fabian Hambüchen 2016 und zum insgesamt erst fünften Mal ging die Auszeichnung Sportler des Jahres an einen Kunstturner. Dauser war in Antwerpen zum ersten deutschen WM-Gold am Barren seit 1985 in Montreal geturnt, einen deutschen Turnweltmeister hatte es zuletzt 2007 gegeben.
Hambüchen sprang im Publikum auf und streckte beide Fäuste in die Luft, als das Wahlergebnis bekannt gegeben wurde. "Es war ein super erfolgreiches Jahr", sagte Dauser, er habe aber auch "viel gezweifelt und musste hart arbeiten. Deshalb ist es am Ende besonders viel wert."
Ausgezeichnet wurden in Baden-Baden die Nachfolger der Leichtathleten Gina Lückenkemper und Niklas Kaul sowie der Fußballer von Eintracht Frankfurt. Im Vergleich zu den Vorjahren gab es eine Neuheit beim Wahlverfahren: Erstmals wurde durch Kaderathletinnen und -athleten eine Vorschlagsliste zusammengestellt und somit - auch wenn die zehn Nahmen pro Kategorie nicht bindend waren - eine Vorauswahl aus der Szene selbst getroffen. Die Sportjournalisten durften je fünf Stimmen und fünf Punkte bis einen Zähler vergeben.