Darja Varfolomeev und Oliver Zeidler sind Deutschlands Sportlerin beziehungsweise Sportler des Jahres. Bei der Ehrung der Mannschaft jubeln die 3x3-Basketballerinnen.
Triumph der Goldmedaillen
An den Helden von Paris führte kein Weg vorbei: Sportgymnastin Darja Varfolomeev und Ruderer Oliver Zeidler sind Deutschlands Sportler des Jahres 2024. Die beiden Olympiasieger wurden am Sonntagabend im Kurhaus von Baden-Baden jeweils zum ersten Mal mit der begehrten Auszeichnung geehrt. Mannschaft des Jahres sind die 3x3-Basketballerinnen - damit triumphierten ausschließlich Goldmedaillengewinner der Spiele von Frankreich.
Schon im Vorfeld hatte Klaus Dobbratz, Chef des Veranstalters Internationale Sportkorrespondenz (ISK), einen "Goldstreif über Baden-Baden" angekündigt - und die olympischen Erfolge der deutschen Spitzensportler schlugen sich auch in den Ergebnislisten nieder.
Das Märchen der RSG
Bei den Frauen betrug der Vorsprung von Varfolomeev auf die zweitplatzierte Yemisi Ogunleye nur 79 Punkte. Die Kugelstoßerin hatte in Paris völlig überraschend Gold geholt. Varfolomeevs Märchen in der Rhythmischen Sportgymnastik aber wurde von den rund 3000 stimmberechtigten Mitgliedern des Verbandes Deutscher Sportjournalisten bei der 78. Ausgabe der prestigeträchtigen Wahl noch einen Tick höher bewertet. Dritte wurde Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl, die in der französischen Hauptstadt Doppel-Gold gewonnen hatte.
Die in Sibirien geborene Varfolomeev ist die erste Sportgymnastin, die zur Sportlerin des Jahres gekürt wurde. "Wir hatten so viel Stress in der Vorbereitung, wir wussten, dass die Chance sehr groß für mich war", sagte sie, deshalb spürte sie nach ihrem Triumph "riesige Erleichterung". Immerhin einen Gewinner-Vorgänger in der eigenen Sportart hat Oliver Zeidler in Peter-Michael Kolbe, der 1975 ausgezeichnet wurde. 49 Jahre später schaffte Zeidler, was Kolbe nie gelang: Der 28-Jährige ruderte im Einer zu olympischem Gold. "Man fühlt sich eine Tonne leichter, weil man seinen Lebenstraum erfüllt hat", sagte Zeidler bei der Ehrung. Das "Feierbiest" wunderte sich ein wenig, "dass ihr mich eingeladen habt. Ins Deutsche Haus durfte ich zwischendurch nicht mehr."
Klares Ergebnis für die Mannschaft des Jahres
Schon drei Jahre zuvor war der ehemalige Schwimmer als Favorit an den Start gegangen, doch die Corona-Spiele von Tokio gerieten wegen des verpassten Finaleinzugs zum persönlichen Desaster für Zeidler. In Frankreich siegte er überlegen, sein Triumph bei der Sportler-Wahl aber war hauchdünn: Nur 47 Punkte betrug der Vorsprung auf Schwimmer Lukas Märtens, der bei den Spielen über 400m Freistil Gold abgeräumt hatte. Dritter wurde der Triathlet und Ironman-Weltmeister von Hawaii Patrick Lange.
Ein glasklares Ergebnis wurde den knapp 700 geladenen Gästen im Benazetsaal bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres präsentiert: Stolze 1160 Punkte lagen zwischen den 3x3-Basketballerinnen und den zweitplatzierten Fußballern von Bayer Leverkusen, immerhin ungeschlagener deutscher Meister und DFB-Pokalsieger der vergangenen Saison. Die erfrischenden Auftritte auf dem Pariser Place de la Concorde von Svenja Brunckhorst, Marie Reichert, Elisa Mevius und Sonja Greinacher begeisterten Sportdeutschland aber derart, dass selbst König Fußball das Nachsehen hatte. Auf Platz drei landete die Handball-Nationalmannschaft der Männer, die Olympia-Silber gewann. Für Aufsehen sorgten die Basketballerinnen auch, weil sie ihre Goldmedaillen besonders verpackten. "Elisa hat gesagt, wir sollen auf sie aufpassen, sonst verkratzen wir sie. Wir hatten nur unsere Sportsocken", erzählte Reichert, "das ist viral gegangen."
Nachfolger*in von Herrmann-Wick und Dauser
Gekürt wurden in Baden-Baden die Nachfolger der ehemaligen Biathletin Denise Herrmann-Wick, von Kunstturner Lukas Dauser und den Basketball-Weltmeistern von 2023. Athletinnen und Athleten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) hatten vor der Wahl eine Liste mit jeweils 15 Vorschlägen pro Kategorie zusammengestellt, die zwar nicht bindend war, aber der Abstimmung der Sportjournalisten eine breite Basis verlieh.