Im Mittelpunkt stehen die Athletinnen und Athleten. Aber die wichtigsten Bezugspersonen sind und bleiben die Trainerinnen und Trainer. In einer fünfteiligen Serie werden verschiedene Typen vorgestellt.
Im Mittelpunkt stehen die Athletinnen und Athleten. Aber die wichtigsten Bezugspersonen sind und bleiben die Trainerinnen und Trainer. In einer fünfteiligen Serie werden verschiedene Typen vorgestellt.
Im dritten Teil der Serie wird der Trainer der nordischen Kombinierer Ronny Ackermann vorgestellt.
Der Teamkollege
Ronny Ackermann hat sich Gedanken gemacht, als er plötzlich auf der anderen Seite stehen sollte, natürlich, denn er hat ja auch als Athlet sehr vieles hinterfragt und nichts dem Zufall überlassen. 2011, ein paar Monate nach dem offiziellen Ende seiner aktiven Karriere als nordischer Kombinierer, ein gutes Jahr nach seinen letzten Wettkämpfen, bekam er das Angebot, unter dem übergeordneten Trainer Hermann Weinbuch als Coach mit der Weltcup-Mannschaft zu arbeiten, also auch diejenigen Athleten zu betreuen, die kurz zuvor noch Kollegen waren.
Der nur sechs Jahre jüngere Björn Kircheisen war lange der Kronprinz und Ackermanns Konkurrent im Kampf um Medaillen gewesen. Bei der Heim-WM in Oberstdorf 2005 hatten sich die beiden nach dem Springen von der Normalschanze in der Loipe einen harten Wettstreit um Gold geliefert. In den letzten beiden Jahren von Ackermanns Karriere waren dann die Talente Eric Frenzel, Tino Edelmann und schließlich auch noch Johannes Rydzek zur Weltcup-Mannschaft gestoßen. Und plötzlich sollte er nicht mehr gleichberechtigt sein, sondern der Chef. „Ich wusste, es wäre keine so einfache Situation“, sagt der viermalige Weltmeister und dreimalige Gesamtweltcup-Sieger. „Deshalb war für mich das Okay der Athleten wichtig – und dass sie hinter meiner Entscheidung stehen.“
Ackermann mag als Teamkollege nicht immer einfach gewesen sein, aber er hat es schnell geschafft, den Tunnelblick des auf sich fokussierten Athleten abzulegen und sich um das Wohl aller Sportler in der Mannschaft gleichermaßen zu kümmern. „Die Bedenken waren relativ schnell ausgeräumt“, sagt der heute 39-jährige Thüringer. Er hat sich gut in die Rolle des Vorgesetzten gefügt. Unterschiede in der Behandlung zwischen den früheren Kollegen und denjenigen Athleten, die erst nach seiner Beförderung zum Trainer in die Weltcup-Mannschaft aufgerückt waren, gab es keine, „nicht einmal unterbewusst“, ist er sich sicher.
Gleich in seiner ersten Saison holte er einmal Tino Edelmann vom Balken der Schanze, weil die Ampel zwar Grün zeigte, aber der Wind so heftig wehte, dass Ackermann es für zu gefährlich erachtete, seinen Schützling, damals der beste deutsche Springer, starten zu lassen. Es fiel ihm nicht leicht, denn der Verzicht bedeutete die Disqualifikation Edelmanns. Als betroffener Athlet hätte er womöglich mit so einer Entscheidung gehadert, als Trainer sah er eine gewisse Sorgfaltspflicht. Den fast übergangslosen Seitenwechsel habe er, findet Ackermann, „ganz gut hinbekommen“. Es gibt niemanden, der etwas anderes behauptet hat.
Zur aktuellen Ausgabe Sportdeutschland
(Quelle: Sportdeutschland 03/2016)
Ronny Ackermann wurde vom erfolgreichen Sportler zum erfolgreichen Trainer. Foto: picture-alliance