Der 17. Akademische Fallstudienwettbewerb beschäftigte sich mit der Frage: Wie können die Bürger einer traditionellen europäischen Wintersportnation für eine Bewerbung um Olympische Winterspiele begeistert werden?
Der 17. Akademische Fallstudienwettbewerb beschäftigte sich mit der Frage: Wie können die Bürger einer traditionellen europäischen Wintersportnation für eine Bewerbung um Olympische Winterspiele begeistert werden?
In den vergangenen Jahren konnten mehrere Bewerbungsprojekte gerade in den Alpennationen diese Frage nicht überzeugend beantworten und scheiterten in Volksabstimmungen. Nun wurde sie den Teilnehmenden im Finale des Akademischen Fallstudienwettbewerbs gestellt, der von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Kooperation mit der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) organisiert wird. Die Studierenden mussten dabei Beratungskonzepte erstellen, um der Schweizer Olympiabewerbung für Sion (Sitten) 2026 den nötigen Rückhalt in der Bevölkerung zu verschaffen.
Das Finale der 17. Auflage des Wettbewerbs fand am 20. November im Haus des Deutschen Sports in Frankfurt am Main statt, für die Teilnahme hatten sich fünf Studierendengruppen aus den Universitäten Bayreuth, Mainz, Leipzig und Tübingen sowie der Hochschule Heilbronn qualifiziert. Sie schlüpften – wie im Verlauf des gesamten Wettbewerbs – in die Rolle von Beratungsunternehmen, die sich aktuellen Problemstellungen rund um die Olympische Bewegung widmen.
Im Finale musste schließlich das fiktive Organisationskomitee der Olympiabewerbung von Sion 2026 überzeugt werden. Dieses brachte mit Isabel Flory (DOA), Stefan Klos (PROPROJEKT), Alexander Koch (FIFA) und Michael Schirp (DOSB) langjährige Erfahrung im Bereich Olympischer Spiele und der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen mit. Jeweils fünf Minuten hatte jede Gruppe Zeit, um der Jury ihr Konzept und die zugehörigen Maßnahmen zu präsentieren, mit denen die Begeisterung für Olympische Winterspiele in der Bevölkerung Sions entfacht werden sollte. Danach hatte die Jury fünf Minuten Zeit, um Fragen an die Studierenden zu stellen.
Transparenz, Beteiligung und Emotionalisierung überzeugen die Jury
Einig waren sich die studentischen Beratungsunternehmen bei der Situationsanalyse: Olympische Spiele können objektiv viele Vorteile für eine Bewerberstadt bringen, leiden aber derzeit stark unter Imageproblemen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und so gut ein Bewerbungskonzept inhaltlich sein mag – es muss die Bevölkerung auch emotional mitnehmen und vor allem die Olympiabefürworter dazu mobilisieren, sich an einem Referendum zu beteiligen. Um dies umzusetzen, fanden die studentischen Berater unterschiedliche Lösungen – von der Beteiligung der Bürger an Elementen der Bewerbung über ein mobiles Olympiabüro bis zu Testimonialeinsätzen in den Medien und vor Ort.
Erste Plätze für Hochschule Heilbronnn und Uni Mainz
Während alle Beiträge kreative und durchaus realistische Ideen enthielten, war die Jury von zweien besonders überzeugt und vergab entsprechend zwei erste Plätze: Die Gruppe der Hochschule Heilbronn setzte ganz darauf, ein nachhaltiges Vermächtnis bei den Bürgern zu schaffen. Dazu sollten in einem Drei-Phasen-Konzept alle Bürger umfassend informiert und mobilisiert werden und zudem die Möglichkeit erhalten, eigene Prioritäten im Bewerbungsprozess zu äußern. Bei den Vertretern der Universität Mainz stand Glaubwürdigkeit im Zentrum des Konzepts. Mit einem Volksvertrag zur Kostendeckelung der Bewerbung, Beteiligungsoptionen für die Bevölkerung und einer Informationsoffensive wollte die Gruppe die Sioner Bürger begeistern.
Veränderungen im Bewerbungsprozess – beim IOC und der FIFA
Die studentischen Beratungsgruppen beeindruckten mitunter selbst die „Profis“ in der Jury durch ihr professionelles Auftreten und ihre strukturierte Vorgehensweise im Angesicht der kurzen Präsentationszeit. Auch die Ausrichter des Wettbewerbs, Prof. Dr. Holger Preuß und Anja Scheu von der Universität Mainz, lobten die Qualität der Finalbeiträge. Moderiert von Prof. Preuß fanden zum Abschluss der Veranstaltung zwei Talkrunden statt, die den Teilnehmenden Einblicke in die Organisation und Vergabe von Sportgroßveranstaltungen gaben. Dabei berichtete Stefan Klos, der geschäftsführende Gesellschafter von PROPROJEKT, vom neuen Bewerbungsprozess für Olympische Spiele. Dieser ist nun als Dialog zwischen IOC und Bewerberstädten organisiert, in dem alle Beteiligten gemeinsam Ideen für die Umsetzung der Spiele entwickeln. Einen vereinfachten Bewerbungsprozess hat auch die FIFA für die Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften umgesetzt. Diesen stellte Alexander Koch, der stellvertretende Pressesprecher des Verbandes, vor.
(Quelle: DOA)
Teilnehmende und Ausrichter des Fallstudienwettbewerbs; Foto: DOA