Gesa Felicitas Krause holt bei der Leichtathletik-EM eine Medaille. Über 100 m reicht es nicht für Edelmetall.
"Ich bin stolz, wie ich gelaufen bin"
"Hindernis-Mama" Gesa Felicitas Krause krönte ihr Traum-Comeback mit einer Medaille, Gina Lückenkemper stürmte knapp am Podest vorbei: Die langjährigen deutschen Erfolgsläuferinnen haben bei der Leichtathletik-EM in Rom den erhofften Doppelschlag am Sonntagabend verpasst, doch Krause durfte über Edelmetall jubeln - am späten Sonntagabend war aber lange unklar, welche Farbe die Medaille haben wird.
Die Hindernisläuferin war bei den Titelkämpfen in Rom nach 3000 m in 9:18,06 Minuten zunächst als Zweite ins Ziel gelaufen. Da die siegreiche Französin Alice Finot (9:16,22) beim letzten Wassergraben auf eine Bahnmarkierung getreten war, legte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zunächst Protest ein - mit Erfolg. Krause wurde kurze Zeit als Siegerin in den offiziellen Ergebnislisten geführt und Finot disqualifiziert. Die Disqualifikation wurde nach einer weiteren Anpassung aber wieder aufgehoben, die Listen führten wieder das ursprüngliche Ergebnis.
Der DLV war für den SID zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Krauses langjähriger Trainer Wolfgang Heinig konnte den Ausgang des Rennens auf SID-Anfrage ebenfalls nicht bestätigen. Die ursprünglich für Sonntagabend geplante Siegerehrung wurde verschoben.
"Es ist das schönste Jahr meines Lebens gewesen, und jetzt bin stolz, wie ich gelaufen bin", sagte Krause, die im April 2023 Mutter von Töchterchen Lola geworden war, vor dem Protest-Hickhack am ARD-Mikrofon - davon ausgehend, dass sie Zweite geworden war: "Eine Silbermedaille fehlte in meiner Sammlung noch. Mit meiner Vorgeschichte ist das wie ein Sieg für mich, auch wenn Gold heute nah war."
Nach der Bronzemedaille von Amanal Petros im Halbmarathon sowie Silber (Frauen) und Bronze (Männer) der DLV-Teams über die halbe Marathon-Distanz nahmen die Titelkämpfe am dritten Wettkampftag aus deutscher Sicht allmählich Fahrt auf. Dass Lückenkemper nach Silber 2018 und Gold 2022 diesmal nur auf Platz fünf über 100 m lief, war da zu verschmerzen - auch für die entthronte Europameisterin selbst.
"Ich bin damit völlig fein, weil das Niveau in Europa so dermaßen angezogen hat", sagte die Berlinerin, die im Showdown der europäischen Elite in Rom nach erneut schwachem Start in 11,07 Sekunden ins Ziel kam. Gold sicherte sich die Britin Dina Asher-Smith (10,99) vor der Hallen-Vizeweltmeisterin Ewa Swoboda aus Polen. Bronze ging an die Italienerin Zaynab Dosso (beide 11,03).
Am Vormittag hatte Amanal Petros im Halbmarathon ebenfalls auf Gold geschielt. Als Zweiter war er ins Olympiastadion eingelaufen, vertrat sich dann aber auf einer Bahnbegrenzung und musste schließlich nicht nur den späteren Europameister Yemaneberhan Crippa, sondern auch dessen Landsmann Pietro Riva ziehen lassen.
"Wir haben uns gegenseitig als Team gepusht. Das war traumhaft. Mir hat etwas der Speed am Ende gefehlt", sagte Petros, der vor zwei Jahren in München im Marathon noch undankbarer Vierter geworden war, in der ARD.
Deutschlands Hammerwerfer Merlin Hummel stellte derweil eine europäische U23-Bestleistung auf, verpasste die erste deutsche EM-Medaille mit 79,25 m seit 18 Jahren aber als Vierter. Auf eine Podestplatzierung darf dagegen 200-m-Sprinter Joshua Hartmann hoffen, der seine Ambitionen mit dem Sieg im Halbfinale in 20,38 Sekunden unterstrich. Die Entscheidung fällt am Montag.