Die Wasserspringerinnen Tina Punzel/Lena Hentschel haben bei Olympia in Tokio für die erste deutsche Medaille gesorgt.
Tina Punzel saß im Wärmebecken und bekam die Entscheidung gar nicht mit. Ohne Brille konnte die Wasserspringerin die Anzeigetafel nicht lesen, also überbrachte ihre Partnerin Lena Hentschel die frohe Botschaft. "Ich wusste: Es ist Bronze", berichtete die 20-Jährige, "ich habe Tina angeguckt, und dann war es passiert." Das Duo fiel sich um den Hals und jubelte über die erste Medaille für das deutsche Team in Tokio.
Bundestrainer Lutz Buschkow sprang ein paar Meter weiter herum wie ein Hampelmann, eilte dann zu seinen Europameisterinnen, um sie zu ihrem Coup zu beglückwünschen. Wie schon in Peking vor elf Jahren gewannen die Wasserspringerinnen im Synchronwettbewerb vom 3-m-Brett das erste deutsche Edelmetall - damals waren es Ditte Kotzian und Heike Fischer. "Das ist das i-Tüpfelchen", freute sich Hentschel.
Die Duo aus Dresden hatte nach seinem letzten Sprung noch warten müssen, denn die Italienerinnen hatten vor dem letzten Durchgang knapp vor ihnen gelegen. Dann aber verpatzten Elena Bertocchi und Chiara Pellacani ihren Abschluss. "Ich hab's spritzen sehen", berichtete Punzel, "Lena meinte, bei denen steht nicht Platz drei. Da hab ich gesagt, dann muss er ja bei uns stehen."
So war es. Der größte Erfolg für die viermalige Europameisterin und ihre Partnerin ist auch der Lohn harter Arbeit. "Das ist das, wofür wir fünf Jahre trainiert haben", sagte die 25-Jährige mit belegter Stimme, "dass der Plan so aufgegangen ist, ist super schön, gar nicht in Worte zu fassen."
Hentschel war extra von Berlin nach Dresden zu Punzel umgezogen, damit das Duo häufiger zusammen trainieren konnte. Dafür hatte die Schülerin sogar in Kauf genommen, die elfte Klasse wiederholen zu müssen. "Das hat sich alles ausgezahlt", sagte sie mit glänzenden Augen, "die anderthalb Jahre haben uns zu dieser Medaille verholfen. Jetzt wird gefeiert."
Punzel freute sich "auf ein Glas Sekt". Weil sie bereits am Dienstag mit Christina Wassen schon wieder vom Turm springt, werde es "keine Riesenparty, aber eine kleine können wir veranstalten". Für ihre Zimmerkollegin sind die Olympia-Wettkämpfe dagegen schon beendet: "Ich kann jetzt durchdrehen."
284,97 Punkte gab es für fünf Sprünge, die laut Buschkow "keine großen Fehler" aufwiesen. Nur die favorisierten Wang Han/Shi Tingmao (326,40), die China das fünfte Gold nacheinander in dieser Disziplin bescherten, und Melissa Citrini Beaulieu/Jennifer Abel aus Kanada (300,78) waren besser.
Der Bundestrainer hofft auf einen Schub: "Die erste Medaille nimmt ein bisschen Last vom gesamten deutschen Team und den Wasserspringern." Im Turm-Synchron sei "alles zwischen Platz drei und sieben möglich". Und dann kommt noch Fahnenträger Patrick Hausding, der nach Silber 2008 und Bronze 2016 seine dritte Olympia-Medaille gewinnen will.
Quelle: DOSB/SID