Das vergangene Wochenende bot wieder Wintersport ohne Ende. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Jetzt geht es in eine kurze Winterpause, danach legt der Wintersport aber noch mal richtig los.
Biathlon
Bei den deutschen Biathleten läuft es vor Weihnachten glänzend: Franziska Preuß überragt, aber auch Selina Grotian, Danilo Riethmüller und Vanessa Voigt schaffen es überraschend aufs Podest.
Franziska Preuß liefert im Gelben Trikot Galavorstellungen in Serie, Youngster Selina Grotian stürmt zum Premierensieg - und plötzlich klappt es auch bei den Männern: Die deutschen Biathleten haben kurz vor Weihnachten ein Traumwochenende erlebt. Am Sonntag feierten die Frauen einen "phänomenalen" Doppelsieg im Massenstart, bei den Männern sicherte sich Danilo Riethmüller mit Rang zwei das erste Treppchen der Karriere - die Heimweltcups im neuen Jahr können kommen!
"Es ist so cool, dass wir beide da oben stehen", schwärmte Preuß, die sich im dichten Flockenwirbel ihrer jungen Teamkollegin Grotian geschlagen geben musste. Dennoch stellte sie zurecht fest: "So kann man gerne in die Weihnachtspause gehen." Die mit einem Schießfehler belastete Grotian zog auf einer packenden Schlussrunde an der in Gelb laufenden Preuß vorbei, feierte mit 12,1 Sekunden Vorsprung den ersten Erfolg der Karriere. "Ich habe gar keine Worte dafür", sagte Grotian breit grinsend in der ARD: "Ich kann nicht glauben, dass ich gewonnen habe - unglaublich."
Den letzten deutschen Doppelsieg hatte es am 13. März 2020 mit Denise Herrmann vor Preuß im Sprint von Kontiolahti gegeben. Grotian war zuvor im Weltcup nie über Platz fünf hinausgekommen, bei der WM in Nove Mesto wurde sie einmal Vierte. "Ich bin ohne Erwartungen reingegangen. Ich hatte dieses Saison oft Pech, es lief nicht so richtig. Diese Herangehensweise war perfekt", sagte Grotian. Das Team habe in Annecy-Le Grand Bornand "phänomenal" abgeliefert, lobte Trainer Kristian Mehringer "super happy".
Schon im Verfolger am Samstag hatte Preuß ein Zeichen der Stärke an die Konkurrenz gesendet. Von Position zwei gestartet dominierte sie trotz gesundheitlicher Probleme das Rennen vom Start weg. Nach lediglich einem Schießfehler konnte sie bei 27,3 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Französin Julia Simon den Zieleinlauf vor 19.000 Zuschauern sogar "genießen". Anschließend fiel sie ihrer drittplatzierten Teamkollegin Voigt freudestrahlend in die Arme. "Ein mega cooles Rennen", schwärmte Preuß.
Damit schaffte die im Frühjahr an den Nasennebenhöhlen operierte Bayerin nach dem Sprint von Hochfilzen ihren zweiten Saisonsieg, zuvor hatte sie im Januar 2019 den Massenstart von Ruhpolding gewonnen. In acht Saisonrennen war die deutsche Top-Biathletin nie schlechter als Fünfte, wurde je zweimal Erste, Zweite und Dritte. Sie nimmt mit einem Polster von 194 Punkten auf die Schwedin Elvira Öberg das Gelbe Trikot mit ins neue Jahr, auch im Sprint-, Massenstart- und Verfolgungsweltcup führt Preuß.
Das Rote Trikot im Massenstart-Weltcup eroberte völlig überraschend auch Riethmüller mit dem zweiten deutschen Männer-Podest des Winters. Nachdem er schon in der Verfolgung beim Sieg von Johannes Thingnes Bö mit der schnellsten Tageszeit von Platz 29 auf sieben nach vorne gestürmt war, lieferte er am Sonntag auf den 15 Kilometern sein Meisterstück. Nach zuletzt gleich zwei katastrophalen Sprints mit insgesamt neun Schießfehlern leistete er sich nun lediglich eine Strafrunde. So fehlten auf Sieger Tarjei Bö bloß vier Sekunden.
Für die Duos Preuß und Philipp Nawrath sowie Voigt und Justus Strelow steht am 28. Dezember noch die traditionelle World Team Challenge auf Schalke an. Das neue Jahr startet wie gewohnt mit den Heimweltcups in Oberhof (9. bis 12. Januar) und Ruhpolding (15. bis 19. Januar) - und das erstmals seit langer Zeit mit einer Gesamtweltcupführenden aus Deutschland.
Skispringen
Pius Paschke nahm die verpatzte Generalprobe für die Vierschanzentournee mit einem gequälten Lächeln hin. "Ich kann eben nicht immer gewinnen", sagte der Überflieger der bisherigen Saison nach einem rundum enttäuschenden Wochenende in Engelberg. Und nicht nur das: Während der fünfmalige Saisonsieger im Schneetreiben "nur" auf den Rängen zehn und 18 landete, ließ auch der Rest der DSV-Adler die Flügel hängen.
Den besten Eindruck in der Schweiz hinterließ noch Karl Geiger mit den Rängen fünf und neun. Auch Andreas Wellinger ließ als Vierter und 15. zumindest punktuell sein Können aufblitzen. "Ich weiß, dass ich in guter Form bin, mir fehlt aber noch die Konstanz", sagte der zweimalige Olympiasieger vor der kurzen Weihnachtspause.
Paschke, Geiger und Wellinger werden es bei der Tournee wohl vor allem mit einer Armada aus Österreicher zu tun bekommen: Daniel Tschofenig holte am Sonntag vor Jan Hörl und dem rechtzeitig zur Tournee erstarkten Stefan Kraft einen Dreifachsieg für Österreich, am Samstag hatte noch Hörl vor Tschofenig gesiegt.
Zum zweiten Mal in Folge stand somit kein Deutscher auf dem Podest - in den ersten acht Wettkämpfen der Saison hatte immer mindestens einer aus dem Team von Bundestrainer Stefan Horngacher den Sprung auf das Treppchen geschafft.
Grund zur Sorge sieht der zuvor so überragende und zuletzt etwas kränklende Paschke indes nicht. "Die Form stimmt nach wie vor. Wenn man kleine Fehler macht, geht es nicht so leicht von der Hand. Aber es ist alles im Rahmen", sagt der 34-Jährige, der vor der Reise nach Engelberg drei Siege in Folge gefeiert hatte. Das Gelbe Trikot des Führenden im Gesamweltcup wird er mit nach Oberstdorf nehmen, wo schon am Samstag die Qualifikation für den Tournee-Auftakt am Schattenberg ansteht.
Auch Horngacher gab sich entspannt. "Pius hat eine unwahrscheinliche Leistung gebracht bisher, hat extrem oft gewonnen, war immer auf dem Podest", sagte der Österreicher: "Er ist auch nur ein normaler Skispringer wie alle anderen auch."
Hinter dem deutschen Top-Trio klaffte indes eine große Lücke. Stephan Leyhe (Willingen/35. und 33.), Adrian Tittel (Aue/49. und 41.), Philipp Raimund (Oberstdorf/27. und 45.) und Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler (Siegsdorf/44. und 47.) enttäuschten.
Leyhe, Eisenbichler und Raimund müssen noch um ihren Platz bei der Tournee bangen, da Bundestrainer Horngacher dort nur noch sechs Athleten nominieren darf. Tittel hat seinen Platz als Dritter der Junioren-WM sicher. Seine Entscheidung will der DSV-Coach am Montag bekannt geben.
Bei den Frauen holte Katharina Schmid an gleicher Stelle am Samstag ihren fünften Podestplatz im fünften Wettkampf des Winters. Nach zuvor drei Siegen in Folge musste die siebenmalige Weltmeisterin als Zweite einzig Nika Prevc den Vortritt lassen. Im Gesamtweltcup liegt die Oberstdorferin mit 460 Punkten aber weiter klar vor der Slowenin (329). Der Wettkampf am Sonntag musste wegen starken Schneefalls nach 48 von 55 Starterinnen abgebrochen werden.
Ski Alpin
Olympiasieger Marco Odermatt hat seine Ausnahmestellung im Ski-Weltcup mit zwei Siegen binnen 24 Stunden eindrucksvoll unterstrichen. Nach der Abfahrt von Gröden gewann der 27 Jahre alte Schweizer auch den grenzwertigen Riesenslalom in Alta Badia. Romed Baumann sorgte als Siebter für einen Lichtblick für die gebeutelte deutsche Abfahrtsmannschaft, Anton Grammel feierte als "Riesen"-Elfter sein mit Abstand bestes Weltcup-Ergebnis.
Doch das Rennen im Hochabteital hatte ein "Gschmäckle": Odermatt äußerte Zweifel, ob es angesichts der schwierigen Pistenverhältnisse überhaupt hätte gestartet werden dürfen, sein Teamkollege Justin Murisier sprach von einem "absoluten Skandal. Die FIS spielt mit der Gesundheit von uns Athleten." Der Österreicher Manuel Feller fand es "respektlos und fahrlässig", der frühere Weltmeister Henrik Kristoffersen aus Norwegen "gefährlich".
Umso bemerkenswerter war die Vorstellung von Grammel, der sich mit der hohen Nummer 54 ins Finale kämpfte. "Ich kann zufrieden sein", sagte er, die halbe WM-Norm nannte der 26-Jährige "einen positiven Nebeneffekt". Unter den schwierigen Umständen sei es noch "ein faires Rennen" gewesen.
Odermatt setzte sich vor dem Überraschungszweiten Leo Anguenot (Frankreich/+0,85 Sekunden) und Alexander Steen Olsen (Norwegen/+0,88) durch. Mit seinem 41. Weltcup-Sieg überflügelte er die Legende Pirmin Zurbriggen und ist jetzt bester Eidgenosse. "Das war eine Augenweide, etwas Geniales, Das kann nur einer - er!", schwärmte ARD-Experte Felix Neureuther. Grammel lag 2,14 Sekunden zurück.
In Gröden verpasste Baumann das Podium nur um sieben Hundertstelsekunden. "Richtig cool, ich glaube, das tut der ganzen Mannschaft gut", sagte der 38-Jährige.
Nordische Kombination
Vinzenz Geiger schaltete nach seinem Husarenritt sofort in den Festtags-Modus. "Ein Sieg zum Abschluss, jetzt kann Weihnachten kommen", sagte der Olympiasieger der Nordischen Kombination nach seinem schon dritten Erfolg der Saison bestens gelaunt. Von Platz 15 nach dem Springen war der Oberstdorfer beim Weltcup in Ramsau am Dachstein bis nach ganz vorne gelaufen und sorgte so für Höchstspannung im Kampf um das Gelbe Trikot.
"Das war der perfekt Abschluss des Jahres 2024. Der Sprung war ordentlich und das Rennen perfekt", sagte Geiger. Weil Kumpel und Klubkollege Julian Schmid als Dritter hinter dem Finnen Ilkka Herola ebenfalls auf dem Podest stand, geht es im Gesamtweltcup eng wie selten zu: Topstar Jarl Magnus Riiber aus Norwegen, diesmal nur Sechster, führt mit 595 Punkten vor Schmid (545) und Geiger (528).
Vier Siege und insgesamt zwölf Podiumsplätze haben die DSV-Kombinierer schon jetzt auf dem Konto. In der kompletten Vorsaison waren lediglich drei dritte Plätze im Einzel herausgesprungen. Und nicht nur das: Hinter den beiden deutschen Topleuten überraschte Wendelin Thannheimer als Siebter mit seinem besten Karriereergebnis. Zwei Monate vor WM-Beginn ist die Laune im Team von Cheftrainer Eric Frenzel bestens.
Das lag möglicherweise auch an einem Geschenk von Heinz Kuttin, der die Kombinierer noch in der vergangenen Saison als Sprungtrainer betreut hatte. Inzwischen ist der Österreicher Chefcoach der deutschen Skispringerinnen, schaute auf dem Weg zum Weltcup in Engelberg aber kurz in der Ramsau vorbei. "Ich habe den Jungs wieder Spielkarten für Mulatschak gebracht. Das war ganz wichtig, die gehen so schnell kaputt", sagte Kuttin.
Für Abwechslung war bei Geiger und Co. also gesorgt, ehe es in die lange Weihnachtspause ging: Im Weltcup geht es erst am 18./19. Januar mit dem deutschen Heimspiel in Schonach weiter, dann beginnt der Kampf um Gelb aufs Neue.
Skicross
Erst jubelte Daniela Maier, dann Florian Wilmsmann: Das rasende Duo hat den deutschen Skicrossern beim Weltcup im italienischen Innichen die ersten Saisonsiege beschert. Die Olympiadritte Maier legte mit ihrem insgesamt zweiten Erfolg im Weltcup vor, Wilmsmann fuhr nur wenige Minuten später seinen schon dritten Sieg ein.
"Einfach mega, ich bin überwältigt. Ich hätte nicht gedacht, dass es reicht", sagte Maier und betonte: "Es war echt verrückt. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe meine Haxen gespürt. Es ist echt anstrengend da runter, vor allem mit den vielen Wellen und dem langsamen Schnee."
Für die 28-Jährige war es der erste Coup nach ihrer schweren Fußverletzung im Januar und der dritte Podestplatz in diesem Winter nach einem zweiten und dritten Rang zum Auftakt in Val Thorens. Auch Wilmsmann (28) war dort bereits Dritter.
"Ich hatte gar nicht so ein gutes Gefühl, war aber trotzdem schnell", sagte er und ergänzte: "Ich habe Runde für Runde immer mehr Vertrauen aufgebaut. Im Finale habe ich mich dann sehr gut gefühlt und war sehr überzeugt von mir, dass ich das runterbringen kann."
Maier setzte sich souverän vor der Schweizerin Talina Gantenbein und Marielle Berger Sabbatel aus Frankreich durch. Wilmsmann gewann ab dem Achtelfinale jeden seiner Läufe und ließ im Finale dem Franzosen Youri Duplessis Kergomard sowie Johannes Aujesky aus Österreich keine Chance.
Cornel Renn komplettierte das starke deutsche Ergebnis als guter Siebter. Besser war er im Weltcup nur zweimal.
Snowboard
Halfpipe:
Leilani Ettel (SV Pullach) war die Freude anzusehen. Verständlicherweise! Denn die 23-Jährige stand am Freitagabend nach Verletzungsproblemen in der Vorsaison zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder in einem Weltcupfinale. Wie 2022 schafft die Halfpipe-Athletin das Kunststück im Contest von Copper Mountain (USA). Dort gelingt ihr ein guter erster Lauf. Nach Sturz im zweiten Run und einer Migräne-Attacke entscheidet sie sich, im dritten Durchgang nicht mehr anzutreten. Über ihr Finalticket, Platz neun und der damit geschafften Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr kann sich Ettel trotzdem freuen.
Einen Schritt in die richtige Richtung, wie Coach Johannes Höpfl analysiert, ist Christoph Lechner (SC Ostin) in Copper Mountain gelungen. Der 24-Jährige kann sich zwar nicht für die Entscheidung qualifizieren, aber mit Platz 16 schafft er die halbe Norm für die Weltmeisterschaften 2025. Nachwuchsathletin Anne Hedrich (SC Altglashütten) präsentiert einen guten Quali-Run und wird 25. Kona Ettel (SV Pullach) belegt nach zwei Stürzen im Vorlauf Platz 30.
Parallel-Slalom:
Eingerahmt von ihren Teamkolleginnen Cheyenne Loch (SC Schliersee) und Melanie Hochreiter sitzt Ramona Hofmeister (beide WSV Bischofswiesen) enttäuscht im Schnee. Der Parallel Slalom in Davos (CH) ist noch im vollen Gange, die vierfache Gesamtweltcupsiegerin aber ist eben ausgeschieden. Im Achtelfinale gegen Zuzana Maderova (CZE). Bezeichnend für die bisherige Saison: Trotz teilweise hervorragender Qualifikationsergebnisse – heute landet Hofmeister auf Platz vier im Vorlauf – will es mit dem ersten Podestplatz des Winters nicht klappen.
Einen anderen Jahresabschluss haben sich auch Hofmeisters Teamkolleg*innen erwartet: Elias Huber (SC Schellenberg), Stefan Baumeister (SC Aising-Pang) und Cheyenne Loch (SC Schliersee) bleiben heute in der Qualifikation hinter ihren Erwartungen zurück und scheiden frühzeitig aus. Sie belegen die Plätze 27, 31 und 39.
Bestplatzierter aus der SNBGER-Männerriege in Davos wird Yannik Angenend (FC Lengdorf) als 23. Ole-Mikkel Prantl (WSV Königssee) belegt Platz 30. Bei den Damen kommt Melanie Hochreiter am nächsten an Hofmeister heran: Sie wird 23.
Text: Snowboard Germany