Auch die Staffel verpasst eine Medaille, die deutschen Freiwasser-Schwimmer um Florian Wellbrock gehen bei der WM leer aus. Doch der Blick geht Richtung Olympia.
Die Generalprobe muss schief gehen, damit die Show gut wird!
Am Ende stand Leonie Beck im Alten Hafen von Doha wieder mit leeren Händen da. Ganz knapp war die 26-Jährige mit der Freiwasserstaffel bei der WM in Katar am Podest vorbeigeschwommen - doch verunsichern ließ sie sich davon nicht. "Es kann auch mal passieren, dass wir keine Medaille holen", sagte Beck: "Wir sind auch keine Superhelden, wir sind auch keine Roboter, wir sind auch nur Menschen."
Nur ein halbes Jahr nach Vierfachgold in Japan sind die deutschen Freiwasserschwimmer erstmals seit 2017 bei einer WM leer ausgegangen - doch in diesem Jahr zählt nur eins: Olympia. "Wir machen weiter und gehen unseren Weg nach Paris", betonte Beck, die mit Celine Rieder, Oliver Klemet und dem erst 17 Jahre alten Arne Schubert über 4x1500 m am Donnerstag bis kurz vor Ende auf Bronze-Kurs gelegen hatte, dann aber auf Rang vier landete.
Zuvor hatten Beck und Florian Wellbrock, die als Doppel-Weltmeister in die Wettkämpfe in Katar gestartet waren, jeweils ihre Einzeltitel über fünf und zehn Kilometer verloren. Der Olympiasieger, der auf die Staffel verzichtete und sich bereits auf die Beckenwettbewerbe konzentriert, war nach seinen Freiwasser-Wettkämpfen "nicht zufrieden" gewesen und hatte von "einer Enttäuschung" gesprochen. Auch Beck zeigte sich nach ihrem 14. (5 km) und 20. Platz (10 km) alles andere als glücklich.
Doch beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV) will man die Titelkämpfe, die aufgrund der Corona-Pandemie zwischen die WM in Japan und die Olympischen Spiele geschoben wurden, nicht überbewerten. "Wir sind nicht zufrieden und haben Fragen", erklärte Bundestrainer Constantin Depmeyer: "Sind wir beunruhigt? Alles andere als das."
Die WM in Doha "müssen wir im Gesamtkontext sehen", betonte Depmeyer: "Wir haben eine gesamte Saison im Auge, der Schwerpunkt sind ganz sicher die Olympischen Spiele". Auch Beck und Klemet, WM-Dritter von 2023, sprachen in Katar von einem "Zwischenstopp".
Doch vor dem großen Ziel wartet noch jede Menge Arbeit auf das bereits qualifizierte DSV-Trio Wellbrock, Beck und Klemet. Vor allem über die längere olympische Distanz hatten Wellbrock und Beck mit den niedrigen Wassertemperaturen zu kämpfen. Der Magdeburger verpasste bei 19,9 Grad auf Rang 29 die Medaillenränge ebenso deutlich wie Beck als 20. bei 20,2 Grad. Auch über die halbe Distanz schwammen beide bei 19,4 Grad auf Platz neun beziehungsweise 14 am Podest vorbei.
Wellbrock erklärte zudem, dass ihm auch "die welligen Bedingungen" eventuell nicht so gut wie den anderen lägen. Wellen wird es in der Seine nicht geben. Doch laut Depmeyer werde Paris dennoch "speziell", denn "wir haben Strömung, wir haben einen Fluss, wir haben vielleicht warmes, vielleicht kaltes Wasser", sagte der Bundestrainer. Das sei noch "nicht so direkt klar. Wir reden davon, dass dort Kaltwasser in den Fluss eingebracht wird wegen der schlechten Wasserqualität. Das heißt, worauf wir uns genau vorbereiten, wissen wir so noch gar nicht." An der "Kälteverträglichkeit" werde man aber auf jeden Fall arbeiten, betonte Depmeyer.