Der Ehrenpräsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) und des Saarländischen Gewichtheber Verbandes, Wolfgang Peter, feiert am 11. März seinen 90. Geburtstag.
Der Ehrenpräsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) und des Saarländischen Gewichtheber Verbandes, Wolfgang Peter, feiert am 11. März seinen 90. Geburtstag.
Er ist verewigt als Ehren-Vizepräsident auf Lebenszeit des Gewichtheber-Weltverbandes (IWF), ebenso in dessen Hall of Fame.
Sein Jahrzehnte langes Wirken als Trainer, Ideengeber und Funktionär des Hantelsports ist weltweit hoch geachtet. Voller Leidenschaft hinterließ er seine Spuren bei 13 Olympischen Spielen, 34 Weltmeisterschaften und zahlreichen anderen Goßveranstaltungen der „starken Männer“. Eindrucksvolle Spuren ebenso im ehemaligen NOK, dem DSB und in der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Es kann also nur die Rede von Wolfgang Peter sein.
Der gebürtige Mannheimer, im Berufsleben gelernter Maschinenschlosser; nach Abendstudium Oberingenieur und Betriebsleiter beim britischen Bremsenkonzern Girling war mehr als 60 Jahre lang – und allzeit ehrenamtlich – für den Sport tätig. Mit nun 90 Jahren ist er eine lebende Legende.
Wolfgang Peter begeht dieses stolze Jubiläum am 11. März im lothringischen Bouzonville, seiner seit 50 Jahren, beruflich bedingten, französischen Zweitheimat. Ehefrau Siglinde, sportbegeistert und stets verständnisvoll, dass ihr Mann auch mit dem Gewichtheben „verheiratet“ war, hat eine kleine Feier vorbereitet – mit Freunden und langjährigen Wegbegleitern.
Kurios war Peters erste Berührung mit dem Gewichtheben: Als 18jähriger traf er 1945 in einem britischen Kriegsgefangen-Camp einen Mannheimer Landsmann, der Deutscher Gewichthebermeister gewesen war. Der „trainierte“ mangels Eisen Technik mit einem Besenstil. Jung-Wolfgang leistete ihm Gesellschaft und blieb nach der Gefangenschaft im Sinne es Wortes bei der Stange. Wurde Mitglied bei den Hebern des VfL Neckarau und erklomm mit ihnen 1963 auch seinen persönlichen Karrieregipfel – die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, ein Jahr, nachdem er in England das Trainerdiplom erworben hatte.
Neue Akzente im Krafttraining
Zu Beginn der 50er Jahre hatte Peter bereits die seine sportliche Laufbahn prägende Bekanntschaft mit dem amerikanischen Gewichtheber-As Tommy Kono gemacht. Der Kalifornier mit japanischen Eltern leistete 1952/53 bei der US-Army in Mannheim und Heidelberg seinen Wehrdienst, stemmte dort im Dreikampf einen seiner 22 Weltrekorde und wurde – sechsmal Weltmeister und zweimal Olympiasieger – zum großen Vorbild und Lehrmeister: „Kono war ein Glücksfall für mich. Durch ihn habe ich erst wirklich begriffen, was Gewichtheben ist“, sagte Peter.
Der Amerikaner brachte dem jungen Deutschen die modernste internationale Trainingsmethodik bei, die Peter selbst zwar nicht in die Weltspitze führte, die er aber mit viel Erfolg weiter vermittelte – zuerst als Regionaltrainer und von 1959 an bis 1967 als Bundestrainer. Ehrenamtlich, neben seiner beruflichen Tätigkeit.
Mit eigenem Equipment, die Hantelscheiben im Koffer-, die Stange im Innenraum seines PKW, bereiste der elanvolle Bundestrainer die Vereine. Runde 100 Tage im Jahr unterwegs und dabei zurückgelegten mindestens 40.000 Kilometern setzte er in der alten Bundesrepublik neue Akzente im Krafttraining.
Sogar andere Sportarten und Trainer inspirierte Peter. So ludt ihn Ruderer-Guru Karl Adam nach Ratzeburg ein. Muskelaufbau à la Kono und Peter auch für Leichtathleten, Kanusportler, Radfahrer. „Goldschmiede“ wie Gustav Kilian und Karl Ziegler nutzten die neuen Methoden. Selbst der große Fußballtrainer Sepp Herberger bat den Gewichtheber zur Demonstration und Anre-gung, seinerzeit in die südbadische Sportschule Steinbach.
Auch als Organisations- und Koordinationstalent machte sich Wolfgang Peter einen Namen – bei Josef Neckermanns Sporthilfe oder dem damals jungen Bundesausschuss zur Förderung des Leistungssports (BAL). Männer wie Willi Daume, Willi Weyer, Helmut Meyer und Lothar Spitz schätzten und nutzten Peters Fähigkeiten.
Mit seiner Qualität überzeugte er 1968 auch den damaligen DSB, das Heberidol Tommy Kono, inzwischen Trainer in Mexiko, als seinen Nachfolger zu engagieren. Kono kam und trainierte die bundesdeutschen Hantelathleten fast fünf Jahre lang, bis zu den Olympischen Spielen 1972. Erfolgreich.
Peter betrieb in dieser Zeit die Loslösung der Gewichtheber vom Deutschen Athleten Bund (DAB) unter dessen Dach damals auch die Ringer, die Rasen-Kraft-und Kunstkraftsportler sowie die Tauzieher angesiedelt waren. Ein eigenständiger Heberverband versprach mehr Konzentration der Kräfte und sportliche Stärkung. So entstand 1969 der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG). Allerdings ohne seinen Vorkämpfer Wolfgang Peter.
Diesen „Rebellen“ hatte, noch der DAB, ausgeschlossen. Stattdessen gehörte Peter zum Management der Olympischen Spiele 1972 in München, speziell des Gewichtheber-Turniers – das damals auch als Weltmeisterschaft gewertet wurde – wo Rudolf Mang und Rainer Dörrzapf glänzten, erstmals Rolf Milser ins Rampenlicht trat.
"Der Mann mit dem Koffer"
Im Jahr nach München besann sich der BVDG endlich seines besten Funktionärs und seiner Qualitäten, wählte Wolfgang Peter zum Verbandspräsidenten. Er blieb es bis 1984. Es waren zwölf Jahre der sportlichen Entwicklung und Erfolge, in denen der Mannheimer ins NOK berufen wurde und u.a. mitverantwortlich für dessen und des DSB medizinische Kontrollen war. Bis 2005!
Auch im Internationalen Gewichtheber Verband (IWF) schätzte man die Arbeit des charakterstarken Deutschen immer mehr. Von 1976 an, 20 Jahre lang, bewährte sich Peter in führenden Positionen. Er wurde eine Institution: kompetent, geradlinig, hartnäckig; streitbar, doch stets versöhnlich; fair und herzlich. Ohnmächtig kämpfte er gegen die Olympiaboykotte von 1980 (Moskau) und 1984 (Los Angeles). Prangerte offen die Politik im Sport an. Und setzte sich vehement für dessen Sauberkeit ein. Forderte – noch heute – „lebenslänglich für die Sünder“; jedoch keine Kollektivstrafen.
Der Gewichtheber-Weltverband wählte ihn von 1980 bis 1996 zum Präsidenten seiner Medizinischen Kommission. Paradox, ihn, den Nichtmediziner. Doch gefragt auf diesem heiklen Terrain waren Peters Management-Qualitäten, seine Strategien als Organisator.
Als zudem oberster Dopingkontrolleur der IWF tauchte „der Mann mit dem Koffer“ zwei Jahrzehnte lang in alle Gewichtheberländern der Welt auf. Dass der Erfolg – bei aller Gewissenhaftigkeit und Strenge – bescheiden blieb, ist nicht Peters Schuld. Es ist die Maßlosig- und Skrupellosigkeit unserer Zeit, die in fast allen großen Sportarten die Fairness, die Ehrlichkeit „weggespritzt“ hat. Seit Peking, London und Sotschi wissen wir es genauer. Aber noch immer viel zu wenig davon.
2004 in Athen, mit 77 Jahren, hat Wolfgang Peter die internationale Heberbühne verlassen. In Peking und London war er noch Ehrengast, Rio danach kein Thema mehr.
Sein „Leben für den Sport“ hat auch gesundheitlichen Tribut gefordert. Deshalb wird Wolfgang Peter als Neunziger seinen Gästen keine zehn Klimmzüge mehr demonstrieren wie noch vor ein paar Jahren. Dafür sind nun die Beine mehr gefragt – bei seiner täglichen Mini-Tour-de-France-Etappe auf dem Hometrainer im lothringischen Bouzonville.
Dort aber bewundert man noch immer sein berühmtes „Museum“ – mit den zahllosen Trophäen, Urkunden, Wimpeln, Medaillen, signierten Fotos aller Heber-Größen und natürlich mit dem Bundesverdienstkreuz. Es fehlen allerdings die Hanteln und Sportgeräte mit denen Peter sich bis ins Seniorenalter fit hielt: „Damit habe ich meinem saarländischen Verein KSV 07 Deutsche Eiche Hostenbach eine Freude gemacht.“
Dass ihm der Herbst des Lebens weiterhin Freude bereitet und noch ein paar „Etappen“ mehr schenkt, wünschen diesem starken Mann des Sports an seinem 90.Geburtstag nicht nur die Gewichtheber.
(Quelle: DOSB/Klaus Angermann)
Rüstig und fit: Wolfgang Peter wird 90. Foto: BVDG