Vom 31. August bis 15. September findet die Basketball-WM 2019 in China statt. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft startet dabei mit so vielen Vorschusslorbeeren wie selten zuvor in eine WM-Endrunde. Das Team um NBA-Star Dennis Schröder verfügt über enorm viel Talent und wird von Experten zum Kreis der Geheimfavoriten gezählt.
Die Euphorie ist riesig, die Aussichten sind so gut wie selten zuvor. Und doch gibt sich das wohl beste deutsche Nationalteam der Geschichte kurz vor dem Start in die WM eher zurückhaltend. "Mein persönliches Ziel ist, dass wir in jedem Spiel 110 Prozent geben", sagt Dennis Schröder im Bay Sports Center, "jetzt geht's richtig los." Vor dem Auftaktspiel gegen die starken Franzosen forderte der Braunschweiger noch einmal vollen Einsatz: "Im Endeffekt müssen wir die Arbeit reinstecken. Wenn wir das tun, können wir ein paar Spiele gewinnen."
Experten trauen der Mannschaft viel zu, sehen sie im erweiterten Favoritenkreis. Das ist hilfreich - aber auch gefährlich. "Wir müssen das so nüchtern wie möglich halten", betonte Center Johannes Voigtmann und bremste die Erwartungen. "Also, Medaillen, das weiß ich jetzt nicht. Es ist sehr früh, wir konzentrieren uns auf uns."
Seit Wochen hat sich der Europameister von 1993 mit seinen Schützlingen auf das Highlight vorbereitet. Es gab in den Testspielen nur eine Niederlage gegen Japan, bei der Generalprobe gegen die hochgehandelten Australier gelang ein Sieg. Das Team sei "so bereit wie man sein kann", sagte Rödl. Der Schlüssel zum Glück soll Schröder sein. "Er ist einer der besten Spieler auf seiner Position in der Welt. Ich glaube, dass es hier bei dem Turnier keinen besseren gibt", so Rödl: "Der Fokus liegt auf ihm. Aber er ist das gewohnt und geht damit gut um."
Los geht es für den unumstrittenen Leader und sein Team direkt mit einem wegweisenden Duell. Gegen Frankreich, Dritter der Weltrangliste, wäre ein Sieg am Sonntag (14.30 Uhr MESZ/MagentaSport) sehr wertvoll - und eine Niederlage sehr teuer. Es muss das Ziel sein, als Gruppenerster mit möglichst drei Erfolgen weiterzukommen, denn in der zweiten Gruppenphase drohen Australien und Litauen. Alle Ergebnisse werden mitgenommen, auch die gegen die Außenseiter Dominikanische Republik und Jordanien. "Beide Mannschaften wissen, wie wichtig das Spiel ist. Auch wenn man verliert, geht das Turnier weiter. Auch wenn man gewinnt", sagte Rödl. Überraschungen erwartet der 50-Jährige nicht: "Es ist klar, dass wir alles wissen. Wir können die ganz gut matchen."
Zur 18. Basketball-WM in China wurde die Teilnehmerzahl erstmals von 24 auf 32 erhöht. In der Vorrunde wird in acht Vierergruppen gespielt, jeweils zwei Teams kommen in die Zwischenrunde und spielen dort gemeinsam in einer der vier neuen Vierergruppen. Alle Ergebnisse werden mitgenommen. Auch in der zweiten Gruppenphase kommen je zwei Teams weiter und ziehen ins Viertelfinale ein. Die Mannschaften auf den Plätzen drei und vier scheiden aus, sie werden auf den Rängen 9-16 geführt. Die Verlierer der Viertelfinals kämpfen in Platzierungsspielen um die Positionen 5-8.
Sollte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) es nicht in die Zwischenrunde schaffen, steht eine Platzierungsrunde für die Ränge 17-32 an. Alle Ergebnisse der ersten Runde werden mitgenommen, in zwei Partien fällt in einer neu gebildeten Vierergruppe die Entscheidung über die Endplatzierung. Die Gruppenersten werden dabei auf den Rängen 17-20 platziert, die Gruppenzweiten auf den Rängen 21-24, die Gruppendritten werden auf den Rängen 25-28 und die Gruppenvierten auf den Plätzen 29-32.
In Fernost hat die DBB-Auswahl die erste Chance, sich für die Sommerspiele 2020 in Tokio zu qualifizieren. Allerdings schaffen es nur die zwei besten europäischen Teams, bei Konkurrenten wie Serbien, Griechenland, Spanien und auch Frankreich ein ganz schwieriges Unterfangen. "Olympia ist für jeden Sportler das ganz große Ziel", sagt Henrik Rödl vor seiner WM-Premiere als Bundestrainer, "ob es wirklich dazu reicht, werden wir sehen." Insgesamt qualifizieren sich sieben WM-Teilnehmer für die Sommerspiele in Japan, die 16 nächstbesten Teams haben die Chance, es im kommenden Jahr noch über eines der vier Qualifikationsturniere zu schaffen. An diesen Turnieren nehmen zusätzlich je zwei ausgewählte Teams pro Region (Asien und Ozeanien zählen als eine Region) teil. 24 Mannschaften spielen in vier Sechserturnieren, nur die Gewinner fahren nach Japan.
Henrik Rödl hat am Donnerstag mit Isaac Bonga den letzten Akteur aus seinem vorläufigen Aufgebot gestrichen - damit steht der 12-Mann-Kader für die WM fest. Rekordnationalspieler Patrick Femerling, der als Assistent von Rödl bei dem Turnier dabei ist, stellt die Profis und den Bundestrainer vor.
Aufbau:
Dennis Schröder: "Dennis ist extrem schnell im Open Court, im Halbfeld. Er ist ein guter Verteidiger, hat sich in seinem Wurf sehr verbessert. Und er soll für uns eine Führungsrolle einnehmen. Ich glaube, dazu ist er bereit."
Maodo Lo: "Als Guard ist er auf der Eins und auf der Zwei einsetzbar, aber lieber auf der Eins. Er hat einen unfassbaren Speed, sieht die Leute und ist ein guter Schütze."
Ismet Akpinar: "Ismet ist ein extrem harter Arbeiter. Er ist schon ein sehr talentierter und guter Point- und Shooting Guard. Ich glaube, er macht alle Mitspieler besser, weil er enorm fokussiert und physisch ist."
Andreas Obst: "Andi ist ein Schütze. Andi schmeißt die Kugel rein, ist aber nicht nur ein Werfer, sondern versteht auch das Spiel. Er kann zum Korb gehen, recht aggressiv verteidigen und ist physisch robust. Aber sein Haupttalent ist natürlich das Schmeißen."
Flügel:
Paul Zipser: "Ein sehr smarter, sehr physischer Spieler mit gutem Speed und breitem Körper. Er kann werfen, aufposten, zum Korb gehen, ist super vielseitig."
Robin Benzing: "Robin ist ein sehr guter Scorer. Er ist kaltschnäuzig, trifft gute Entscheidungen und findet trotzdem im Teambasketball statt. Er nutzt seine 2,10 Meter richtig gut aus."
Nils Giffey: "Nils kommt aus Berlin und hat sich bei Alba nochmal in den letzten Jahren richtig entwickelt. Er ist auf dem Flügel immer eine Bank, schießt die Sachen rein, macht die Kleinigkeiten. Und er liest das Spiel sehr gut."
Maximilian Kleber: "Ein extrem guter Athlet, der von außen wie auch innen scoren kann. Er kann mittlerweile vier, fünf Positionen verteidigen und kann die Mannschaft damit besser machen."
Danilo Barthel: "Er ist auf der Vier und auf der Fünf einsetzbar, mit einem guten Wurf und einem guten Low-Post-Spiel. Danilo weiß, wie man gewinnt. Er ist die letzten beiden Jahre Meister geworden und ist ein sehr, sehr guter Mann unter dem Korb."
Center:
Daniel Theis: "Ein extrem guter Athlet mit einem sehr guten Händchen von außen. Es ist sehr smart, wie er spielt und er bringt seine Physis immer auf das Feld. Wenn er den Ball hochschmeißt, so wie fast alle unsere Großen, dann schlägt das Ding auch durch."
Johannes Voigtmann: "Joe ist ein bisschen der Point Guard auf der Centerposition. Er sieht viel, ist ein extrem guter Passer und bereitwilliger Mitspieler. Er ist auch ein guter Werfer und bringt eine gute Länge mit."
Johannes Thiemann: "JT steckt voller Energie. Er macht alle besser, ohne viel zu wollen oder zu brauchen. Immer, wenn er aufs Feld kommt, gibt es nochmal einen Energielift, insofern ist er extrem wichtig fürs Team."
Bundestrainer
Henrik Rödl: "Henrik ist ein sehr besonnener und cooler Coach, der sich viele Gedanken um die Spielidee macht. Aber auch um jeden einzelnen Spieler und die jeden einzelnen im Staff. Er ist sehr gut in seinen Entscheidungen und es ist sehr schön, mit ihm zusammenzuarbeiten."
Wir wünschen dem DBB-Team viel Erfolg für die kommenden Spiele!
Autor: DOSB, SID