In unserer Geschichtsstunde blicken wir wöchentlich auf einen historischen Moment der deutschen Olympia-Geschichte. Heute: Der Gold-Erfolg von Bobpilot André Lange und Kevin Kuske 2010 in Vancouver.
Die Siegerin bei unserer Wahl zu Deutschlands Wintersport-Moment heißt Magdalena Neuner, die sich im finalen Voting gegen den Schanzen-Thriller der Skispringer von 2002 durchgesetzt hat. Für uns also Grund genug, noch einmal genau auf ihren Weg bis ins Finale zu blicken. In der ersten Runde setzte sie sich gegen Bobpilot André Lange durch, der 2010 in Vancouver Geschichte schrieb.
Gold 2002 im Viererbob in Salt Lake City, vier Jahre später dann Gold in Turin im Zweier- und Viererbob - 2010 im kanadischen Vancouver wollte André Lange seine Karriere dann krönen und zum erfolgreichsten Bobsportler bei Olympischen Winterspielen werden. Im Whistler Sliding Centre, knapp 125 Kilometer nördlich von Vancouver, startete der gebürtige Ilmenauer am 20. Februar in den ersten der insgesamt vier Wertungsläufe in eine der schnellsten Eisrinnen der Welt. Diese war alles andere als ungefährlich, zahlreiche Trainingsstürze, darunter leider auch der tödliche Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili sowie die Stürze am ersten Wettkampftag belegten, dass der Kurs mehr als nur anspruchsvoll ist.
Die Erwartungen auf deutscher Seite waren hoch. Schließlich hatte Lange gemeinsam mit Kevin Kuske bereits vier Jahre zuvor Gold gewonnen. Doch auch mit den Schweizer Weltmeistern Ivo Rüegg und Cedric Grand war ebenso zu rechnen, wie mit dem zweiten deutschen Bob, der von Thomas Florschütz gesteuert wurde.
Ebendieser Thomas Florschütz war es dann auch, der im ersten Lauf gemeinsam mit seinem Anschieber Richard Adjei in 51,57 Sekunden die schnellste Zeit hinlegte - Bahnrekord. Mit zwei Hundertstelsekunden Rückstand folgten dann Lange/Kuske, erst zwei Zehntel dahinter die Schweizer Rüegg/Grand.
Im zweiten Lauf wurden die Zeiten dann minimal langsamer. Florschütz/Adjei kamen nach 51,85 Sekunden ins Ziel, während Lange/Kuske in 51,52 Sekunden weniger Zeit verloren und so die Führung übernahmen, die sie bis zum Ende nicht mehr abgeben sollten.
Denn im dritten Lauf egalisierte der von André Lange gesteuerte Bob den am Vortag aufgestellten Bahnrekord. Nach 51,57 Sekunden erreichte das Duo das Ziel. Aber noch waren Florschütz/Adjei nicht geschlagen, die mit 51,62 Sekunden sehr gut mithalten konnten. Für den entscheidenden vierten Lauf bahnte sich also ein deutscher Zweikampf an, nachdem die Schweizer bereits deutlich über eine halbe Sekunden Rückstand hatten.
Im vierten Durchgang legten Florschütz/Adjei dann noch einmal starke 51,83 Sekunden vor. Doch André Lange behielt die Nerven und war auch hier einen Hauch schneller. Seine Zeit stoppte nach 51,77 Sekunden. Damit stand es fest: der damals 36 Jahre alte Oberhofer stieg zum erfolgreichsten Bobpiloten der Olympischen Winterspiele auf.
Der deutschen Fahnenträger von 2010, der nach Olympia seine aktive Karriere beendete, hat seither seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Und wir sind uns sicher, dass dort noch ein bisschen Platz für viele weitere großartige deutsche Bobsportler ist. Einige davon sehen wir sicher schon bei den Winterspielen in #PyeongChang2018.