Auf den Deutschland-Achter ist einmal mehr Verlass: Das deutsche Flaggschiff ruderte in Posen zum achten EM-Titel in Folge. Überflieger Oliver Zeidler ging dagegen leer aus.
Martin Sauer fackelte nicht lange. Nach dem achten EM-Titel in Folge schlüpfte der Steuermann des Deutschland-Achters kurzerhand in die Rolle des Zeremonienmeisters. Mit Maske ausgestattet überreichte er die Goldmedaillen an die Crew des deutschen Paradebootes. Nichts mit den Siegesfeiern zu tun hatte dagegen Überflieger Oliver Zeidler.
Während der Einer-Vorjahressieger als Vierter mit leeren Händen die Heimreise aus Posen antreten musste, untermauerte der Achter eindrucksvoll seine Ausnahmestellung - und rettete mit der einzigen Goldmedaille die Bilanz des Deutschen Ruderverbandes (DRV).
"Dieser Sieg bedeutet uns so viel", sagte Torben Johannesen: "Es war so ein verrücktes Jahr." Das deutsche Flaggschiff, das seit Rio 2016 bei Titelkämpfen ungeschlagen bleibt, ließ der Konkurrenz beim einzigen Härtetest des Jahres keine Chance. "Das war unser bestes Rennen bisher", sagte Schlagmann Hannes Ocik mit einem Augenzwinkern: "Das ist eine große Motivation für die anstehenden harten Wintermonate."
Der deutsche Achter dominierte den Endlauf nach Belieben und gewann mit einer halben Bootslänge Vorsprung. Die Rumänen und die mitfavorisierten Niederländer mussten auf dem Maltasee mit Rang zwei und drei vorliebnehmen. Olympiasieger Großbritannien war nicht am Start.
Für die deutsche Besatzung war bereits die Rückkehr aufs Wasser "eine riesige Erleichterung. Jeden nervt diese Corona-Sache extrem", hatte Richard Schmidt vor den Wettkämpfen gesagt. In Posen verdiente sich der Achter die Entschädigung für ein gebrauchtes Jahr.
Zeidler schwächelte dagegen über das gesamte Wochenende. Beim Sieg des Dänen Sverri Nielsen ging er im traditionsreichen Einer überraschend leer aus, obwohl er zwischenzeitlich mit über eine Bootslänge in Führung gelegen hatte. Im Zielsprint brach er aber ein.
Für den 24-Jährigen ist es seit seinem Wechsel vom Schwimmen zum Rudern vor vier Jahren der erste kleine Rückschlag. Nach vielversprechenden Ansätzen war Zeidler 2019 durchgestartet: Europameister und Weltmeister - was Zeidler anpackte, wurde zu Gold. Ein Jahr später erreichte der Gold-Favorit für Tokio allerdings nicht einmal sein Minimalziel.
Die erfolgreiche Titelverteidigung verpassten auch Jonathan Rommelmann und Jason Osborne sowie der Doppelvierer der Frauen. Die beiden Boote, die in Luzern noch Gold geholt hatten, gewannen Silber. Osborne war dennoch "glücklich". Ähnlich wie die Frauen aus dem Achter, die überraschend ebenfalls Zweite wurden.
Pia Greiten knüpfte im Einer-Finale nicht an die starke Leistung aus dem Vorlauf an, in dem sie die irische Welt- und Europameisterin Sanita Puspure geschlagen hatte. Im Endlauf wurde die 23-Jährige Sechste.
Insgesamt war der DRV in neun der 14 olympischen Finals vertreten. Bei der EM im Vorjahr war die Bilanz mit fünfmal Gold und einmal Bronze in den olympischen Klassen noch erstklassig ausgefallen.
Quelle: sid