Paris 2024

"Fühlt sich scheiße an": Ehlers/Wickler verpassen Olympiasieg

Der Siegeszug von Nils Ehlers und Clemens Wickler endet im Finale. Das Beachvolleyball-Duo verpasst den Olympiasieg letztlich klar.

3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 10. August 2024

Enttäuschtes Duo

Nils Ehlers vergrub sein Gesicht im Sand, Clemens Wickler schaute betreten ins Leere. Deutschlands bestes Beachvolleyball-Duo hat den großen Olympia-Coup verpasst, unterm Eiffelturm in Paris aber Silber geholt. Die Hamburger unterlagen den Weltranglistenersten David Ahman und Jonatan Hellvig aus Schweden in einem einseitigen Finale mit 0:2 (10:21, 13:21), die erhoffte Wiederholung des 2012-Triumphs von Julius Brink und Jonas Reckermann gelang nicht.

"Die ganzen Fans, die uns so gepusht haben, so zu enttäuschen. Wir kriegen nichts auf die Platte", sagte Ehlers niedergeschlagen bei Eurosport: "Das fühlt sich gerade sehr, sehr scheiße an." Wickler ergänzte ernüchtert: "Das war das schlechteste Spiel der Saison."

Nervosität erzeugt Fehler

Vor der imposanten Kulisse von 12.860 Zuschauern erwischten Ehlers/Wickler ausgerechnet im Finale ihren schwächsten Turnierauftritt. Zwei Tage nach dem Halbfinal-Sieg gegen die norwegischen Tokio-Olympiasieger Anders Mol und Christian Sörum fehlte ihnen gegen das momentan weltbeste Team aber auch die Kraft. Das deutsche Duo produzierte zu viele Fehler, wirkte nervös und war von Beginn an chancenlos. Die Schweden verwandelten schon nach 34 Minuten ihren zweiten Matchball .

"Das fühlt sich heute natürlich überhaupt nicht gut an", sagte Experte Reckermann im ZDF: "Aber ich bin mir sehr sicher, dass die beiden nachher oder spätestens morgen realisieren, was sie für ein unfassbares Turnier gespielt haben."

Der erste Medaillengewinn seit zwölf Jahren

Der erste Medaillengewinn eines deutschen Männerteams seit zwölf Jahren dürfte Ehlers/Wickler schnell über die erste Enttäuschung hinwegtrösten. Im Herzen der französischen Hauptstadt feierten die beiden schließlich den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Ehlers/Wickler spielten ein fantastisches Turnier und gewannen gegen sämtliche Topteams, ehe ihr Siegeszug im Finale am späten Samstagabend gestoppt wurde.

Schon den besseren Start erwischten die Schweden. Mit knallharten Schmetterbällen und klugen Aufschlägen setzten sie das deutsche Duo von Beginn unter Druck, führten schnell mit 3:0 und zwangen Ehlers/Wickler beim Stand von 9:5 zu einer frühen Auszeit. "Scheiß drauf, wir geben hier alles", rief Ehlers seinem Mitspieler zu und munterte ihn immer wieder auf.

Doch auch in der Folge hatte das deutsche Team Probleme, über die starke schwedische Abwehr mit Superblocker Hellvig zu kommen. Eigene Aufschläge landeten zudem im Netz, nach nur 17 Minuten ging der erste Satz weg. "Ich hoffe, sie kriegen jetzt die psychische Gratwanderung hin, sich freizumachen und einzureden: Hey, wir haben hier nichts zu verlieren", sagte Experte Reckermann im ZDF.

Dies gelang allerdings nicht. Zwar gestalteten Ehlers/Wickler den zweiten Satz zunächst enger, doch die entscheidenden Punkte gelangen stets den Schweden. Auch die Anfeuerungsrufe der vielen deutschen Fans halfen nicht.

Dabei hatten sich die beiden deutschen Weltranglistendritten in Paris ihren Weg unaufhaltsam ins Finale gebahnt. Drei Siegen in drei Gruppenspielen folgte unter anderem ein Ausrufezeichen gegen die Weltranglistenzweiten George/Andre aus Brasilien im Achtelfinale. Auch Norwegens Top-Duo, gegen das sie zuvor noch kein Spiel gewonnen hatten, konnten die deutschen Meister im Halbfinale nicht stoppen – woraufhin Ehlers ankündigte: "Jetzt gehen wir auf Gold."

Bei Welt- und Europameisterschaften war die gemeinsame Jagd nach Medaillen für das Duo, das seit Ende 2021 zusammenspielt, bislang vergeblich gewesen - und auch die Pariser Erfolgsstory von Ehlers/Wickler endete am Samstagabend mit Silber.