Deutschland hat den sechsten Einzug in ein WM-Halbfinale (bei acht Turnieren) verpasst und scheitert wie bei der WM 2011 im eigenen Land im Viertelfinale (damals gegen den späteren Weltmeister Japan). Damit fehlt die DFB-Elf als Titelverteidiger auch bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat den Einzug ins Halbfinale der WM in Frankreich verpasst. Die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg unterlag im WM-Viertelfinale in Rennes 1:2 (1:1) gegen Schweden und qualifiziert sich damit auch nicht für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Lina Magull (16.) brachte die DFB-Frauen zunächst in Führung, Sofia Jakobsson glich postwendend aus (22.). Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte sorgte Stina Blackstenius für den zweiten schwedischen Treffer (48.).
"Nach dem Gegentor sind wir aus dem Spiel gekommen. Da sind wir noch nicht ganz so gefestigt, auch wenn die Mannschaft vorher gezeigt hat, wozu sie fähig ist", erklärte Voss-Tecklenburg und fuhr fort: "Schweden hat mit seiner Qualität die Tore gemacht. Wenn du in Rückstand gerätst und viel investieren musst, ist es für den Gegner natürlich auch einfacher."
Die Spielerinnen müssen sich mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro pro Kopf für das Erreichen des Viertelfinals begnügen. "Wir sind sehr enttäuscht. Wir hatten uns etwas anderes vorgenommen und haben gut angefangen. Das Spiel ist nach dem Ausgleich gekippt", sagte Torhüterin Almuth Schult in der ARD: "Man lernt aus jeder Niederlage. Aber das ist nicht zu entschuldigen. Das ist einfach bitter.".
„Die Niederlage tut weh. Der Gegner hat ein Tor mehr geschossen als wir, das müssen wir respektieren. Wir sind in einem Prozess und werden uns nun neue Ziele setzen“, sagte Voss-Tecklenburg in der ARD und meinte: „Uns hat vielleicht das Spielglück gefehlt.
Voss-Tecklenburg verzichtete zunächst auf Spielmacherin Dzsenifer Marozsan, die nach ihrem Zehenbruch zum WM-Auftakt als Alternative auf der Bank Platz nahm. Die Bundestrainerin betonte stets, wie wichtig es sei, gute Einwechselspielerinnen zu haben, falls es nicht wie gewünscht läuft. So behielt sie Schweden-Schreck Marozsan zunächst in der Hinterhand und brachte sie zu Beginn der zweiten Spielhälfte. „Wir glauben, dass der Mehrwert größer ist, sie im Laufe des Spieles zu bringen“, erläuterte Co-Trainerin Britta Carlson in der ARD. Doch der Plan ging nicht auf.
Zudem überraschte das Trainerteam mit personellen und taktischen Änderungen. Nach dem Achtelfinale gegen Nigeria rückten Carolin Simon und Linda Dallmann, die später beide ausgewechselt wurden, für Verena Schweers und Melanie Leupolz ins Team. Die Elf spielte zwar im bevorzugten 4-2-3-1-System, aber erstmals bei der WM mit Spielführerin Alexandra Popp auf der Sechser-Position. Die Wolfsburgerin sorgte zunächst für Präsenz, Ruhe und Übersicht im defensiven Mittelfeld, fehlte allerdings vorn als Anspielstation und Stoßstürmerin. So blieb Lea Schüller auf sich allein gestellt.
Trotzt brütender Hitze - es wurden zwischendurch Trinkpausen eingelegt - schonten sich beide Teams nicht. Die Anfangsphase dominierte die DFB-Auswahl. Gleichwohl hatte Schweden die erste gute Chance durch Jakobsson, die aber an der reaktionsschnellen DFB-Keeperin Almuth Schult scheiterte.
Dennoch war die DFB-Führung nach einer guten Viertelstunde verdient. Einen tolles Zuspiel von Sara Däbritz nutzte Magull mit ihrem zweiten Turniertor fast artistisch zum 1:0. Allerdings währte die Freude nur kurz. Als Innenverteidigerin Marina Hegering sich bei einem Befreiungsschlag von Linda Sembrant verschätzte, zog die starke Jakobsson davon und vollendete per Flachschuss zum 1:1.
Kurz nach dem Wechsel dann aber der nächste Rückschlag. Einen Kopfball von Fridolina Rolfö konnte Schult gerade noch parieren, doch Blackstenius war im Nachsetzen zur Stelle, und Deutschland lag erstmals beim Turnier im Rückstand. Zwar stemmten sich die Deutschen noch einmal gegen die drohende Niederlage, aber vor den Augen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch konnten sie in der spannenden Schlussphase keine Chance mehr nutzen. Und am Ende fehlten wohl auch die Kräfte gegen die defensiv starken Schwedinnen.
Während Deutschland die Heimreise früh antreten musste, wurde die USA ihrer Favoritenrolle gerecht und holte angeführt von Frontfrau Megan Rapinoe zum vierten Mal den WM-Titel der Frauen. Der Rekordweltmeister besiegte im WM-Finale in Lyon den Europameister Niederlande verdient mit 2:0 (0:0) und untermauerte mit dem vierten Triumph nach 1991, 1999 und 2015 seine Dominanz.
Den dritten Rang als Trostpreis hatte sich am Samstag der Deutschland-Bezwinger Schweden mit einem 2:1 (2:1) gegen England gesichert. Die Skandinavierinnen, die im Viertelfinale die DFB-Auswahl (2:1) ausgeschaltet hatten, holten in Nizza zum dritten Mal nach 1991 und 2011 WM-Bronze.
Fußball-Nationalspielerin Giulia Gwinn darf sich acht Tage nach dem Viertelfinal-Aus der deutschen Auswahl über eine WM-Ehrung freuen. Nach dem Endspiel der USA gegen die Niederlande (2:0) gab der Weltverband FIFA am Sonntag bekannt, dass die gerade zu Bayern München gewechselte 20-Jährige die Auszeichnung als beste junge Spielerin der Endrunde erhält. Gwinn hatte vorwiegend als Außenverteidigerin alle fünf WM-Spiele der Deutschen bestritten.
Autor: DOSB/SID/DFB