In unserem Olympic Weekly schauen wir jede Woche auf das zurück, was in der Vorwoche im olympischen Sport passiert ist - selbstverständlich mit Fokus auf unsere deutschen Athletinnen und Athleten.
Kanu
Was für eine WM für die deutsche Kanuten. Im tschechischen Racice, angeführt vom bärenstarken Sebastian Brendel und Überraschungsmann Tom Liebscher, haben die deutschen Rennsportkanuten ihrer erfolgreichste WM seit zehn Jahren gefeiert. Mit vier Titeln und insgesamt sechs Medaillen in den zwölf olympischen Klassen untermauerte die erfolgsverwöhnte Flotte des Deutschen Kanu-Verband (DKV) in Tschechien einmal mehr ihre Vormachtstellung.
Für die Highlights in der Labe Arena sorgte neben Liebscher einmal mehr der dreimalige Canadier-Olympiasieger Brendel, der im Einer über 1000 m zum dritten Mal in Folge triumphierte. Als i-Tüpfelchen gewann der deutsche "Kanu-König" am Sonntag auch im Vierer sowie auf der ebenfalls nicht-olympischen 5000-m-Langstrecke.
Siege fuhren zudem Peter Kretschmer und Yul Oeltze im Canadier-Zweier, der Kajak-Vierer der Männer mit einem Weltrekord sowie völlig unerwartet Tom Liebscher im Kajak-Einer ein, der auch im siegreichen Vierer saß. Viermal Gold in olympischen Klassen hatte der DKV zuletzt 2007 bei der Heim-WM in Duisburg geholt. "Racice ist das neue Duisburg", sagte DKV-Sportdirektor Jens Kahl mit einem Lächeln. Silber gab es für den Kajak-Vierer der Frauen sowie Franziska Weber und Tina Dietze im Zweier.
Für Doppel-Gold in nur sieben Minuten hatten am Samstag Brendel und Liebscher gesorgt. Titelverteidiger Brendel setzte sich auf seiner Paradestrecke in einem starken Schlussspurt vor seinem tschechischen Dauerkonkurrenten Martin Fuksa durch. "Das ist ein super Gefühl. Ich war mir vorher nicht sicher, das Einfahren lief eher bescheiden", sagte Brendel: "Die letzten Meter taten so verdammt weh, aber es hat sich mehr als gelohnt."
Eine besondere Ehre wurde Brendel durch den WM-Dritten Isaquias Queiroz aus Brasilien zuteil, der seinen vor der WM geborenen Sohn aus Respekt "Sebastian" getauft hatte. "Das ist eine große Ehre für mich", sagte Brendel, der bei der Siegerehrung ein T-Shirt mit der Aufschrift "Welcome Sebastian Queiroz" trug.
Völlig unerwartet war dagegen die Goldmedaille durch Liebscher, der nahe seiner Heimat Dresden von etwa 100 mitgereisten Fans unterstützt wurde. "Das konnte keiner ahnen. Ich habe vor dem Rennen höchstens mit einer Medaille geliebäugelt, unglaublich", sagte Liebscher, der sich ebenfalls in einem starken Schlussspurt noch an den lange führenden Kontrahenten vorbeischob. "Wahnsinn, da findet man keine Worte", sagte DKV-Chef Konietzko.
Der 24 Jahre alte Liebscher ließ am Sonntag gemeinsam mit Max Rendschmidt (Essen), Ronald Rauhe (Potsdam) und Max Lemke (Leipzig) zudem Gold im Vierer folgen, die Zeit von 1:17,734 Minuten bedeutete als Krönung einen Weltrekord. Kretschmer/Oeltze, die bereits bei der EM Gold geholt hatten, rundeten das starke Ergebnis ab.
Gleichzeitig taten sich für den DKV aber auch Baustellen auf. Allen voran der neuformierte Kajak-Zweier enttäuschte, die Gold-Kandidaten Marcus Groß und Max Hoff (Berlin/Essen) kamen nur auf Rang fünf ins Ziel. "Da haben wir schon mit einer Medaille geplant, die Jungs auch", sagte Chef-Bundestrainer Arndt Hanisch. Zudem gab es in allen drei Sprintrennen über 200 m keinen deutschen Finalisten.
Reiten
Für Isabell Werth gab es die EM-Medaillen Nummer 15 bis 17. Zum Abschluss der EM in Göteburg gewann sie knapp vor ihrem Landsmann Sönke Rothenberger. Damit hat sie ihr Gold-Hattrick perfekt gemacht, sie gewann zuvor bereits den Grand Prix und Grand Prix Spécial.
Sönke Rothenberger hatte der Königin der Dressur allerdings alles abverlangt. Erstmals in seiner Karriere kam er auf eine Wertung von über 90 Prozent. Werth war nach ihm als Letzte an der Reihe und stand nach der Wertung unter Druck. Sie konnte diese Herausforderung aber mit bravour meistern und krönte sich mit einer Wertung von 90,982 zur Siegerin.
Rothenberger nahm die knappe Niederlage mit der Leichtigkeit der Jugend und in dem Wissen, dass ihm die Zukunft gehört. "Das ist Silber mit Goldrand", stellte er ganz richtig fest. Platz drei belegte mit 84,561 Punkten die Dänin Cathrine Dufour mit Cassidy - Welten von dem deutschen Traumduo entfernt.
Volleyball
Bei der Volleyball-EM in Polen ist die deutsche Mannschaft weiterhin auf Viertelfinalkurs. Nachdem Überraschungssieg gegen Mitfavorit Italien (3:2) gab es einen klaren 3:0 (25:19, 25:14, 25:20) Erfolg gegen Tschechien. Damit sind die nach zwei Spielen Tabellenführer der Gruppe B.
Am Montag (17.30 Uhr) gegen die Slowakei reicht der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) bereits ein knapper Erfolg, um als Gruppensieger direkt in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Die jeweiligen Zweit- und Drittplatzierten der vier Vorrundengruppen spielen in einer Play-off-Runde die restlichen vier Teilnehmer aus.
Deutschland trat in der Azoty Arena nach dem perfekten EM-Start mit breiter Brust auf und ließ den Tschechen, die zu Beginn ein 3:1 gegen die Slowakei eingefahren hatten, keine Chance. Diagonalangreifer Georg Grozer, der vor dem Spiel noch vor dem Gegner gewarnt hatte, gab die Marschrichtung vor und setzte Tschechien mit seinen wuchtigen Angriffen immer wieder unter Druck.
Das neu formierte Team um den erfahrenen Kapitän Lukas Kampa erbrachte mit dem souveränen Sieg den Beweis, dass die Spielidee des Trainers in den Köpfen seiner Schützlinge mittlerweile verankert ist. Der frühere Weltklassespieler Giani pflegt einen anderen Stil als sein Vorgänger Vital Heynen, die Umstellung brauchte mehr Zeit als ursprünglich erwartet.
Hockey
Die DHB Teams waren so gut gestartet in das Turnier und dann das: Am Wochenende verloren beide deutschen Teams die Spiele um Platz drei. Somit fahren die DHB Teams erstmals ohne Medaille von einer EM nach Hause.
Die Männer unterlagen im kleinen Finale den Engländern mit 2:4 (1:2). Mats Grambusch traf nach einer Strafecke zwar zur Führung für die Bronzemedaillengewinner von Rio (16.). Anschließend drehte England das Spiel durch Treffer von Barry Middleton (24.) und Ian Sloan (27.), ehe Lukas Windfeder nach einer kurzen Ecke zurückschlug (44.). Mark Gleghorne erzielte im Schlussabschnitt das 3:2 für die Briten (51.), auch Phil Roper (59.) traf noch.
Dem verjüngten deutschen Team, das im Halbfinale unglücklich nach Penaltyschießen an Belgien gescheitert war, fehlte im Endeffekt ein Schuss Cleverness. Wie schon zuvor zeigte die Mannschaft von Kermas auch im letzten Turnierduell ihr Potenzial - doch am Ende herrschte wie bei den Damen Frust über den undankbaren vierten Rang. Die Männer hatten sich erst im Penaltyschießen beugen müssen, die Frauen verloren 0:1 gegen Belgien.
Am Tag zuvor verloren bereits die Damen das Spiel um Bronze mit 0:2 (0:1) gegen England. Hannah Martin (29.) traf kurz vor dem Pausenpfiff zur Führung der Engländerinnen. Das deutsche Team zeigte in der Folge gute spielerische Ansätze, agierte aber vor dem gegnerischen Tor lange nicht zwingend genug. Besser machten es die Britinnen: Alex Danson erhöhte im vierten Viertel auf 2:0 (54.). Deutschland, das bei der EM 2015 und bei den Olympischen Spielen 2016 jeweils Bronze gewonnen hatte, war geschlagen.
Basketball
Die EM-Generalprobe haben die deutschen Basketballer gegen Frankreich mit 79:85 (40:53) verloren. Selbst ein starker Dennis Schröder reicht dem DBB-Team an diesem Tag nicht. Der NBA Star war mir 23 Punkten bester Werfer des deutschen Teams. Kurz vor der EM gilt es für Bundestrainer Chris Fleming nun an den richtigen Schrauben zu drehen.
Am Donnerstag treffen die Deutschen in Tel Aviv/Israel im ersten Vorrundenspiel auf die Ukraine. Die weiteren Gegner in der Gruppe B sind Georgien, Gastgeber Israel, Italien und Litauen. Vier Mannschaften kommen ins Achtelfinale.
Vor 6137 Zuschauern in der Halle am Ostbahnhof in Berlin kamen die Gastgeber dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit vor dem Schlussviertel zwar bis auf zwei Punkte heran, am Ende mussten sie sich dem Europameister von 2013 jedoch geschlagen geben.
Beachvolleyball
Nächster Sieg für das Erfolgsduo Laura Ludwig/Kira Walkenhorst. Beim World-Tour-Finale in ihrer Heimatstadt Hamburg setzen sie sich im Finale mit 2:1 (21:17, 19:21, 15:10) gegen die Brasilianerinnen Agatha/Duda durch. Die Stimmung im Stadion am Rothenbaum war kaum zu bremsen, den beiden Gewinnerin wird der Sieg mit einem Preisgeld in Höhe von 100.000 Dollar versüßt.
Nach anstrengenden letzten Wochen, unter anderem dem Gewinn der Weltmeisterschaft, hat das deutsche Duo eine fantastische Leistung gezeigt. Diese gute Form wollen sie zum Abschluss der Saison in Timmendorfer Strand mitnehmen, dort wird ab Donnerstag die deutsche Meisterschaft ausgetragen. Für die Beiden ist es ein schöner Abschluss einer schwierigen Saison, die von Verletzungen geplagt war. In Hamburg durften sie überhaupt nur dank einer Wildcard teilnehmen.
Im ersten Satz bedeuteten drei Punkte in Folge zur 15:12-Führung eine Vorentscheidung, im zweiten Durchgang ließen sie sich auch von einem Drei-Punkte-Rückstand (13:16) nicht verunsichern, mussten aber dennoch in den Entscheidungssatz - in dem sie mal wieder ihre schon legendäre Nervenstärke bewiesen. "Wir haben mit unserer Aufschlagstärke und unserer Geduld gewonnen", sagte Walkenhorst.
Ringen
Die WM in Paris war für den Deutschen Ringer-Bund (DRB) eine äußerst positive Angelegenheit. Bereits am Montag hatte Frank Stäbler in der Klasse bis 71 kg den Wettkampf im griechisch-römischen Stil gewonnen. Anschließend zeigt auch Denis Kudla (bis 85 kg) eine super Leistung und krönte sich mit Silber.
Einen Tag später sicherte sich Pascal Eisele in der Klasse bis 80 kg Bronze. Zum Abschluss der Wettkämpfe gab es dann die vierte Medaille. Aline Focken verlor am vierten WM-Tag zwar ihr Finale in der Klasse bis 69 kg gegen die Olympiasiegerin Sara Dosho aus Japan 0:3, sicherte sich mit Silber aber ihre dritte WM-Medaille. 2014 hatte Focken im usbekischen Taschkent gegen Dosho den Titel geholt, ein Jahr später wurde sie in Las Vegas Dritte.
Eine weitere Chance auf Edelmetall verpasste Luisa Niemesch: Die Weingartenerin verlor das kleine Finale um Bronze gegen die Lettin Anastasija Grigorjeva mit 2:3.
Moderner Fünfkampf
Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn (Bonn) hat bei den Weltmeisterschaften der Modernen Fünfkampfer in Kairo eine Einzel-Medaille verpasst. Die 31-Jährige landete mit 1271 Punkten hinter der neuen Weltmeisterin Gulnas Gubaydullina aus Russland (1292), der Ungarin Zsofia Földhazi (1285) und der Weißrussin Anastassija Prokopenko (1281) auf Platz vier. Im vergangenen Jahr hatte Schöneborn in Moskau noch Bronze gewonnen.
Annika Schleu (Berlin) kämpfte sich dank eines starken Laser-Runs mit 1262 Punkten noch auf Platz fünf vor und bescherte dem Frauen-Team dadurch noch unverhofft die Bronzemedaille. Gold ging im Teamwettbewerb an Ungarn, Silber an Russland.
Am Mittwoch hatte Schöneborn an der Seite von Schleu Staffel-Gold gewonnen. Für das Duo war es der zweite große Erfolg binnen weniger Wochen, erst Mitte Juli hatte es den EM-Titel gewonnen. Alexandra Bettinelli (Berlin) kam in ihrem ersten WM-Finale auf Platz 27.
Schöneborn nahm am Sonntag einen großen Vorsprung aus der Platzierungsrunde im Fechten vom Vortag mit, büßte im Schwimmen und Reiten allerdings viele Punkte ein. Trotzdem ging sie nach dem Reiten noch als Spitzenreiterin mit zwei Sekunden Vorsprung auf die spätere Silbermedaillen-Gewinnerin Földhazi in den abschließenden Laser-Run. Doch der Einzel-Weltmeisterin von 2015 unterliefen zu viele Schießfehler.
Am Samstag war der deutsche Meister Marvin Dogue im Männer-Einzel überraschend Vierter geworden und verpasste ebenfalls nur knapp eine Medaille. Mit insgesamt 1378 Punkten musste sich der 21-Jährige dem neuen Weltmeister Jung Jinhwa (Südkorea/1400), dem Ungarn Robert Kasza (1393) und dem Litauer Justinas Kinderis (1382) geschlagen geben.
Dabei lag Dogue bei seiner zweiten WM-Teilnahme vor dem Laser-Run nur auf Rang 14, schob sich im letzten Wettkampf des Jahres aber noch nach vorne. Sein Potsdamer Teamkollege Fabian Liebig belegte mit 1300 Punkten Platz 24.
Bereits am Dienstag hatten Christian Zillekens (Potsdam) und Alexander Nobis (Berlin) zum WM-Auftakt am Dienstag Silber in der Männer-Staffel geholt. Damit kommt der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) bislang auf eine Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille. Am Montag steht noch zum WM-Abschluss die Mixed-Staffel an.
Leichtathletik
Am Wochenende fand das ISTAF in Berlin statt. Aus Sicht der Deutschen war es ein äußerst erfolgreicher Tag und macht Mut auf die Heim-EM im kommenden Jahr. Das gesamte deutsche Team präsentierte sich vielversprechend.
Gesa sticht heraus. Nach dem WM-Drama von London, als sie nach einem unverschuldeten Sturz Neunte geworden war, unterbot die 25-Jährige beim ISTAF ihre Anfang Mai in Doha erzielte Bestmarke um knapp vier Sekunden und wurde Gesamtzweite hinter Norah Jeruto Tanui aus Kenia. Die wird im nächsten Jahr - wie alle anderen starken Afrikanerinnen - nicht dabei sein. Das Feld für Krause ist bereitet.
Auch in den technischen Disziplinen, der urdeutschen Domäne, darf im kommenden Jahr Edelmetall erwartet werden. Kugelstoß-Star David Storl meldete sich mit 21,11 m und dem Sieg beim ISTAF zurück und entschädigte für den indiskutablen zehnten Platz bei der WM. Auch die Speerwerfer um Weltmeister Johannes Vetter, der beim ISTAF zum zweiten Mal in Folge gewann, und Olympiasieger Thomas Röhler kennen in einem Jahr kein anderes Ziel als den EM-Titel.
Im Diskusring allerdings bleiben auch nach dem ISTAF Fragen offen. Der dreimalige Weltmeister Robert Harting kam nach dem sechsten Platz bei der WM beim Heimspiel auf Platz fünf, sein Bruder, Rio-Olympiasieger Christoph, wurde nur Achter. Doch Robert Harting blieb optimistisch.
Freuen dürfen sich die Massen dann auch auf die jungen deutschen Sprint-Talente und auf Lauf-Hoffnung Konstanze Klosterhalfen. Beim ISTAF siegte Lisa Mayer (21) in ihrem Lauf über 100 m vor Gina Lückenkemper (20), die im Vorlauf der WM in 10,95 Sekunden als erste Deutsche seit 26 Jahren die 11-Sekunden-Marke unterboten hatte. Die 20-jährige Klosterhalfen setzte sich beim ISTAF in persönlicher Bestzeit von 3:58,92 über die 1500 m durch, nachdem sie eine Woche zuvor den deutschen Rekord über 3000 m verbessert hatte.
Boxen
Bei der Amateurbox-WM in Hamburg hat Lokalmatador Artem Harutyunyan souverän seinen ersten Kampf gewonnen. Gegen den Engländer Luke McCormack setzte sich der Olympia-Dritte einstimmig mit 3:0 nach Punkten durch. Nächster Gegner des gebürtigen Armeniers ist Asienmeister Ikboljon Choldarow aus Usbekistan. Der Berliner Omar El Hag hat ebenfalls das Viertelfinale erreicht. Deutlich kanpper war es bei ihm, es setzte sich mit 3:2-Richterstimmen gegen Ryomei Tanaka aus Japan durch, sein nächster Gegner ist der Kasache Kairat Jeralijew.
[Quelle: SID]
Disclaimer
Die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir versuchen mit dem Olympic Weekly Olympia-Fans einen Überblick über das Wichtigste aus der vergangenen Woche zu liefern. Mehr und ausführlichere Informationen zu den einzelnen Sportarten gibt es auf den jeweiligen Verbandsseiten.