
Mit den Bob-Weltmeisterschaften (01. – 16. März) geht eine mehr als erfolgreiche Weltcupsaison für Deutschlands Bobpilot*innen zu Ende. Auch für Laura Nolte, die als eine der Favoritinnen zur WM nach Lake Placid reist und im Hinblick auf die Winterspiele nächstes Jahr noch eine Rechnung offen hat.
Eine überzeugende Übergangssaison
16 Weltcuprennen – zwölf Podestplätze, sechs Siege – viel besser hätte der Winter 2024/25 für Laura Nolte nicht laufen können. Und das, obwohl die vorolympische Saison für Deutschlands beste Bobpilotin nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina darstellt. Doch ausruhen möchte sie sich deshalb auf keinen Fall, verrät Laura im Team Deutschland Podcast: "Wir wollen am Material feilen, ich möchte mich am Start weiterentwickeln und Debbie möchte nach ihrer Verletzung wieder eine stabile Foundation bekommen. Wir wissen, dass die Saison dahingehend sehr entscheidend ist, deswegen werden wir die nicht mit Halbgas angehen."
Ein Ziel, was Laura nun, kurz vor den saisonabschließenden Weltmeisterschaften, als erfüllt betrachten kann. Sie ist frischgebackene Europameisterin im Zweierbob und gewann darüber hinaus EM-Gold im Monobob. Genauso erfolgreich sieht die Bilanz im Gesamtweltcup aus: im Einzel belegt sie Platz drei, im Zweier holt sie gemeinsam mit ihrer Anschieberin Deborah Levi zum dritten Mal in Folge die große Kristallkugel. Damit ist der vorgenommene „Fingerzeig Richtung Olympia“ als einer der drei besten deutschen Bobs sicherlich gemacht. Denn so wird das Qualiverfahren für die deutschen Athlet*innen voraussichtlich aussehen – die zwei stärksten Nationen des jeweiligen Winters dürfen je drei Bobs im Mono- und Zweierbob zu den Winterspielen schicken.
„Start“-klar für Wiedergutmachung?
2022 in Peking war Laura Nolte bereits Teil von Team D und mehr als erfolgreich – mit damals 23 Jahren wurde sie die jüngste Bob-Olympiasiegerin der Geschichte. Dennoch hat die gebürtige Dortmunderin die nächsten Winterspiele fest im Visier. Denn neben Gold im Zweierbob war da vor drei Jahren auch noch der für Laura enttäuschende vierte Rang im Monobob: „Ich hatte mir mehr vorgenommen und lag nach dem ersten Lauf auch noch auf Platz zwei, bin dann aber quasi über Nacht abgerutscht. Es war für mich schon eine verlorene Medaille." Bei den beiden darauffolgenden Weltmeisterschaften 2023 und 2024 wurde sie Weltmeisterin: "Also ich glaube schon, dass ich da auch in Mailand eine Medaille gewinnen kann, es muss nur alles zusammenpassen.“
Zusammenpassen muss es für Laura vor allem am Start. Laut eigener Aussage ist die Bobpilotin dabei noch nicht konstant genug: „Wir sind dran und ich habe mich auch bereits weiterentwickelt, bin aber noch nicht am Maximum angekommen.“ Die Technik liege ihr aus dem Grund noch „nicht so gut“, da sie im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen nicht als Anschieberin, sondern direkt als Pilotin mit dem Bobsport begonnen habe.
Durch dick und dünn mit Debbie
Apropos Anschieberin – nach einer zweijährigen Knieverletzung wieder zu voller Stärke zurückgekehrt ist Deborah Levi, Lauras Partnerin im Zweierbob. Die beiden Frauen verbindet auch neben dem Leistungssport eine enge Freundschaft, die der 26-jährigen viel bedeutet: „Das schätze ich und bin extrem dankbar dafür. Wenn man sich da nicht versteht, dann sind einfach Spannungen da, dann vertraut man sich nicht 100% gegenseitig und Vertrauen ist in unserer Sportart sehr wichtig.“
Seit 2018 bilden Laura und „Debbie“ ein Team und verbringen auch außerhalb der sechsmonatigen Weltcupsaison viel Zeit miteinander. So auch vergangenen Sommer, als sie bei den Olympischen Spielen in Paris ihre Trainingskolleginnen aus der 4 x 100 m Staffel im Leichtathletikstadion anfeuerten – die Atmosphäre dort aufzusaugen, habe ihr nach Corona-Spielen 2022 ohne Zuschauer viel gegeben, so Laura: „Das hat einen komplett abgeholt. Man hat in Paris erlebt, wie ein Deutsches Haus mit den Medal Walks ist und wie man mit Familie und Freunden den Moment noch mal so richtig genießen und gemeinsam zelebrieren kann. Sowas hat uns natürlich gefehlt. Es hat uns auf jeden Fall die richtige Portion Motivation gegeben und wir freuen uns riesig auf 2026.“
Mit dem WM-Hattrick nach Mailand?
Doch vor der Olympischen Saison, die im November 2025 beginnt, liegt Lauras Fokus erstmal noch auf der Weltmeisterschaft in Lake Placid, die für sie ab dem 08. März mit dem Wettbewerb im Monobob beginnt: „Wir freuen uns und wollen natürlich eine gute WM fahren.“ Als zweifache Titelverteidigerin im Monobob und Vizeweltmeisterin im Zweier stehen ihre Chancen dafür sicherlich nicht allzu schlecht, doch Laura hat ihre eigene Sicht auf die Dinge: „Klar fährt man gerne Erfolge ein, aber man kann nicht jedes Rennen gewinnen. Und deshalb muss man sein Glück und seine Zufriedenheit losgelöst von den Erfolgen sehen.“