
Leichtathletik Hallen-EM, Biathlon, Snowboard und mehr - das beschäftigte Team D am Wochenende
Leichtathletik Hallen-EM
Yemisi Ogunleye nahm Silber mit einem Lächeln zur Kenntnis, Malaika Mihambo rettete nervenstark immerhin eine Bronzemedaille: Die Titelhoffnungen der beiden deutschen Leichtathletik-Stars bei der Hallen-EM in Apeldoorn sind unerfüllt geblieben. Kugelstoß-Olympiasiegerin Ogunleye musste sich am letzten Wettkampftag vor den Augen des niederländischen Königs Willem-Alexander der Lokalmatadorin Jessica Schilder geschlagen geben. Weitsprung-Europameisterin Mihambo hatten am Vortag sechs Zentimeter gefehlt, um ihre Titellücke unter dem Hallendach zu schließen.
"Ich habe auf jeden Fall Silber gewonnen. Man darf niemals vergessen, wo man herkommt. Es gab viele Jahre, da bin ich als Ersatz zu Hause geblieben. Das zu tun, was man liebt, daran kann man sich erfreuen", sagte Ogunleye und ergänzte: "Heute war nicht mehr drin. Ich sage immer: Man muss jeden Arbeitstag so nehmen, wie er kommt. Dann kann man zeigen, wer ein wahrer Kämpfer ist."
Damit blieb der Deutsche Leichtathletik-Verband bei den Wettkämpfen in den Niederlanden ohne Goldmedaille. Dreispringer Max Heß holte mit einem bärenstarken Sprung auf 17,43 Silber. Siebenkämpfer Till Steinforth steuerte mit einem deutschen Hallenrekord (6388) und Bronze eine vierte Medaille bei.
Hallen-Vizeweltmeisterin Ogunleye kam am Sonntagabend auf 19,56 m, ihr fehlte damit mehr als ein Meter auf Siegerin Schilder, die mit 20,69 eine Weltjahresbestleistung aufstellte. Alina Kenzel als Sechste (18,89) und Katharina Maisch auf Rang sieben (18,67) rundeten ein gutes deutsches Gesamtergebnis ab.
Bei der Hallen-DM in Dortmund im Februar hatte Ogunleye mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 20,27 m Selbstvertrauen für die EM getankt. In Apeldoorn traf die bisherige Weltjahresbeste aber keinen Versuch perfekt, sie fand anschließend dennoch schnell ihr Lächeln wieder und jubelte mit schwarz-rot-goldener Fahne. Für den Titel hätte sie ihre Bestleistung deutlich übertreffen müssen.
Mihambo hatte sich den Höhepunkt ihrer Hallen-Saison dagegen "ganz anders vorgestellt". Irgendwie erfolgreicher. An ihr Leistungslimit kam die Olympiasiegerin von Tokio jedenfalls nicht heran, und "das lässt einen zähneknirschend zurück", gab die 31-Jährige bei leichtathletik.de zu. "Man kann nicht immer ganz oben stehen, und eine Medaille ist eine Medaille", sagte Mihambo.
In einem spannenden Wettkampf hatte sich die Weltjahresbeste am Samstag in ihrem letzten Versuch aufs Treppchen gerettet. Zur Europameisterin krönte sich die Italienerin Larissa Iapichino mit 6,94, Annik Kälin aus der Schweiz wurde Zweite (6,90). Mihambo muss damit weiter auf ihren ersten internationalen Titel in der Halle warten, EM-Silber vor vier Jahren bleibt ihr bestes Ergebnis.
"Auf der einen Seite hat das Quäntchen Glück gefehlt, auf der anderen Seite konnte ich die Puzzleteile nicht so zusammensetzen, wie ich es mir vorgestellt hatte", ärgerte sich Mihambo.
Auf die Hallen-WM in Nanjing/China (21. bis 23. März) verzichten Mihambo und Ogunleye, ihre Blick gehen bereits Richtung Freiluftsaison - und zum Höhepunkt des nach-olympischen Jahres: Im September in Tokio springt Mihambo um ihren dritten WM-Titel nach 2019 und 2022. Ogunleye will sich nach ihrem Gold-Coup von Paris erstmals den WM-Titel sichern.
Biathlon Weltcup
Die deutschen Biathletinnen haben trotz des Fehlens von Franziska Preuß überraschend einen Podestplatz eingefahren. Beim letzten Weltcup-Staffelrennen der Saison in Nove Mesto kam das im Durchschnitt 22 Jahre alte Quartett mit Julia Tannheimer (19), Selina Grotian (20), Johanna Puff (22) und Sophia Schneider (27) auf Platz drei. Ohne Strafrunde und mit acht Nachladern fehlten am Ende 18 Sekunden auf den zweiten Rang. Frankreich (0 Strafrunden+5 Nachlader) siegte wie in der Männerstaffel klar vor Norwegen (0+11/+26,1 Sekunden).
Die unerfahrenste Staffel im Feld (151 Weltcuprennen) zeigte von Anfang an eine gute Leistung und blieb im Gegensatz zu den Männern ohne größere Fehler. Startläuferin Puff und Tannheimer luden nur einmal nach, Schneider insgesamt viermal. Schlussläuferin Selina Grotian blieb fehlerfrei und sicherte das dritte Podium im fünften Staffelrennen.
Die 19-jährige Tannheimer brachte das Team dank einer starken Leistung von Rang neun auf drei: "Ich bin richtig zufrieden. Den Rückstand zuzulaufen hat schon Körner gekostet", sagte sie in der ARD: "Aber beim Schießen hat alles super geklappt."
Am Nachmittag hatte der Wind den Männern beim Schießen besonders zu schaffen gemacht. Zuerst schoss David Zobel früh die erste Strafrunde, dann stürzte Kühn auch noch beim Wechsel mit Nawrath und machte den Fehlerreigen anschließend mit drei weiteren Strafrunden komplett. Am Ende reichte es für das Team des neuen Bundestrainer Tobias Reiter dennoch für einen versöhnlichen vierten Platz.
Die deutsche Nummer eins Franziska Preuß hatte kein gutes Wochenende in Tschechien erwischt (Platz 15 und 13) und war nach den Einzelrennen bereits am Sonntagmorgen in die Heimat abgereist, um eine Pause vor den letzten beiden Stationen einzulegen. Ihr Vorsprung im Gesamtweltcup war von 92 auf 36 Punkte auf die Französin Lou Jeanmonnot geschmolzen.
Zum Saisonabschluss folgen noch die Wettbewerbe auf der Pokljuka und am Holmenkollen in Oslo. Bereits am Donnerstag geht es für Preuß im Einzel wieder um wichtige Punkte. Die Männer starten tags darauf. In Slowenien (13. bis 16. März) und beim Abschluss der Weltcupsaison in Norwegen (21. bis 23. März) stehen insgesamt noch fünf Entscheidungen im Einzel und jeweils eine in Mixed und Single-Mixed an.
Ski Alpin Weltcup
Lena Dürr starrte im dichten Schneetreiben von Are wie versteinert auf die Anzeigetafel. Das nur schemenhaft zu erahnende Tableau wies für die beste deutsche Slalomläuferin die schlechteste Laufzeit im Finale aus, die nach Rang zwei im ersten Durchgang zum Greifen nahe Podestplatzierung war verspielt. Dürr musste sich mit Platz sieben begnügen - dass es die beste Leistung der deutschen Alpinen an einem ernüchternden Wochenende war, konnte sie nicht trösten.
"Ich bin ganz schön enttäuscht", sagte die 33-Jährige in der ARD, "ich bin so gar nicht in den Lauf gekommen - und dann reicht's nicht. Ich habe versucht, den Kampf anzunehmen, aber das ist mir gar nicht gelungen."
Schon im Riesenslalom war Dürr im früheren WM-Ort von Platz zehn auf Rang 22 zurückgefallen, Abfahrtsheldin Emma Aicher ging bei der Rückkehr in ihre alte Heimat eine Woche nach ihrem Coup von Kvitfjell komplett leer aus: Platz 31 im "Riesen" folgte das Aus im Slalom. Auf ihrer Siegstrecke am "weißen Berg" in Norwegen erging es dem Rumpfteam der Speed-Männer nicht besser: Platz 19 im Super-G von Romed Baumann war die einzige Fahrt in die Punkte, reichte dem Routinier aber nicht, um sich wie in der Abfahrt für das Weltcup-Finale in Sun Valley/USA zu qualifizieren.
Dürr hatte nach ihrer starken Vorstellung im ersten Slalom-Durchgang noch die vierte Podestplatzierung in diesem Winter im Blick. Doch schon vor dem Finale lief es holprig, sie verlegte ihr Startnummern-Leibchen und musste sich kurzerhand selbst eines basteln. "Ich werde alles reinhauen und versuche, auf Angriff zu gehen", sagte sie, doch das ging schief, auf der immer weicheren Piste unterlief ihr Fehler um Fehler.
Im Ziel legte Dürr enttäuscht den Kopf in den Nacken, wenige Meter entfernt jubelte Katharina Truppe (Österreich) über ihren ersten Weltcup-Sieg. Skikönigin Mikaela Shiffrin, Führende nach dem ersten Lauf, blieb hinter Katharina Liensberger "nur" Rang drei.
Aicher nahm ihre "Nullrunde" locker. "Innenski, ein dummer Fehler", sagte sie über das Slalom-Aus. Dennoch sei es "immer schön, nach Schweden zurückzukommen", meinte die Tochter einer Schwedin, "auch wenn es dieses Wochenende nicht so lief". Im "Riesen", den Federica Brignone überlegen gewann, hatte sie den zweiten Lauf um zwei Hundertstelsekunden verpasst.
Brignone (Italien) steht dicht vor ihrem zweiten Triumph im Gesamtweltcup nach 2020, dem Schweizer Ski-Idol Marco Odermatt ist der vierte Erfolg nacheinander nur noch theoretisch zu nehmen. Zwar musste er die Tagessiege in Kvitfjell seinem Teamkollegen Franjo von Allmen (Abfahrt) und Dominik Paris (Italien/Super-G) überlassen. Mit den Plätzen zwei und vier auf dem "Olympiabakken" vergrößerte er seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf Henrik Kristoffersen aber auf 570 Punkte. Bei noch sechs Rennen, davon nur noch vier Torläufen, kann der Norweger diese Lücke nicht mehr schließen.
In der Super-G-Wertung war Odermatt der dritte Gesamtsieg in Serie nach dem Ellbogenbruch von Mattia Casse (Italien) im Training schon vorher sicher. Baumann kämpfte sich geschwächt von einer Erkältung nach Platz 36 in der Abfahrt immerhin noch in die Top 20. "Ich bin körperlich nicht auf der Höhe", sagte der Routinier erschöpft.
Snowboardcross Weltcup
Die deutschen Snowboardcrosser haben beim zweiten Weltcup-Rennen im georgischen Gudauri eine erneute Spitzenplatzierung verpasst. Bester Deutscher war am Sonntag Paul Berg, der nach seinem Aus im Viertelfinale den elften Platz belegte. Bei den Frauen fuhr Jana Fischer auf Rang 13.
Sowohl Berg als auch Fischer hatten im ersten Rennen am Vortag den Sprung ins Halbfinale geschafft und jeweils den siebten Rang belegt. Der zweimalige Gesamtweltcupsieger Martin Nörl wurde am Sonntag ebenfalls 13. Leon Ulbricht, dem am vergangenen Wochenende in Erzurum/Türkei der erste deutsche Saisonsieg gelungen war, war nach seinem zehnten Platz am Samstag im zweiten Rennen krankheitsbedingt nicht an den Start gegangen.
Rund drei Wochen vor den WM-Rennen in St. Moritz/Schweiz büßte der 20-Jährige im Kampf um die Weltcup-Gesamtwertung damit weiter Punkte ein, aktuell liegt Ulbricht auf dem dritten Rang.