Für Timo Boll und Co. hängen die Trauben bei der Einzel-WM ab Ostersonntag in Budapest hoch. Eine Medaille wäre fast schon eine Überraschung. Dabei liegt die Last diesmal nicht nur auf den Schultern der üblichen Verdächtigen Boll und Ovtcharov verteilt.
Timo Boll hofft auf die Wiederholung schon so manch überraschender Formexplosion zu rechten Zeit am rechten Ort. "Ich habe in den letzten Wochen sicher nicht wie die Nummer fünf der Welt gespielt. Aber ich bin schon öfter in keiner guten Verfassung zu Turnieren gekommen, und am Ende sind es meine stärksten geworden", sagte der Europameister dem SID vor der Abreise nach Ungarn: "Ich will nicht zu pessimistisch sein."
Einen optimalen Verlauf seiner WM-Vorbereitung stellt sich Boll gleichwohl anders vor. Bedingt auch durch Probleme an der Schulter musste der 38-jährige Düsseldorfer zuletzt mehrere ernüchternde und teils bittere Niederlagen quittieren.
Mehr Möglichkeiten als im Einzel rechnet sich Boll beinahe schon für sein Doppel mit dem jüngst starken Saarbrücker Patrick Franziska aus: "Beim World-Tour-Turnier im März in Katar haben wir das Finale erreicht und wie fast immer, wenn wir zusammenspielen, gut gespielt. Da sind die Chancen auf eine Medaille vielleicht sogar größer als im Einzel."
Sein Doppelpartner Franziska ist aus deutscher Sicht der Aufsteiger der Saison: In der Tischtennis-Bundesliga wies der Saarbrücker die beste Saisonbilanz aller Spieler auf und feierte seinen ersten Sieg gegen Kumpel Timo Boll. Seine aufsteigende Form machte sich auch in der Weltrangliste bemerkbar. Als 18. Ist er neben Boll und Ovtcharov der dritte Deutsche in den Top 20.
Ganz aufs Einzel fokussiert ist Europe-Top-16-Gewinner Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg). Nach seiner langwierigen Verletzung im Vorjahr sieht sich der 30-Jährige wieder auf dem Weg zu seiner Glanzform, durch die er Ende 2017 an die Spitze der Weltrangliste geklettert war. "Die Pause war eine schwierige Phase. Der alte Ovtcharov davor war aber bei einer WM auch nie weiter als bis ins Achtelfinale gekommen. Mal gucken, wie weit es der neue Ovtcharov schafft."
Bei den Damen nominierte Bundestrainerin Jie Schöpp Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja (Langstadt), die Doppel-Europameisterinnen Nina Mittelham (Berlin) und Kristin Lang sowie Sabine Winter (beide Kolbermoor) für das Einzel-Turnier. Chantal Mantz (Bingen/Münster-Sarmsheim) tritt lediglich im Doppel an.
Medaillen wären für die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), für die ohnehin die Europaspiele mit der ersten Olympia-Qualifikation im Sommer in Minsk der erklärte Saisonhöhepunkt sind, aber selbst in Bestform keine Selbstläufer. China nämlich hat seine Schwächephase von 2017 überwunden und dominiert bei Herren und Damen wieder in gewohnter Manier. Dazu erscheinen im Lager der Asiaten besonders die Japaner dem erst 15-jährigen "Wunderkind" Tomokazu Harimoto vor Olympia 2020 in ihrer Hauptstadt Tokio immer stärker.
"Einige aus unserem Team können weit kommen. Wir müssen uns die Chancen auf starke Ergebnisse aber erst erarbeiten", sagt DTTB-Sportdirektor Richard Prause. Möglichkeiten auf Achtungserfolge haben neben Boll und Ovtcharov vor allem das Gemischte Doppel mit Franziska und der Mixed-WM-Dritten Petrissa Solja (Langstadt) sowie das Europameisterinnen-Doppel Nina Mittelham/Kristin Lang (Berlin/Kolbermoor).
Eurosport überträgt die Finals am 26. – 28.04 live. Der Weltverband streamt die WM außerdem mit bis zu acht parallel übertragenen Tischen hier: <link https: tv.ittf.com>tv.ittf.com.
Das deutsche Aufgebot für die Tischtennis-WM vom 21.04. – 28.04. in Budapest
Damen
Einzel: Petrissa Solja (TSV Langstadt 1909), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Sabine Winter, Kristin Lang (beide SV DJK Kolbermoor)
Doppel: Kristin Lang/Nina Mittelham, Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim)/Sabine Winter
Herren:
Einzel: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Orenburg, Russland), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Qiu Dang (ASV Grünwettersbach), Bastian Steger (SV Werder Bremen)
Doppel: Timo Boll/Patrick Franziska, Bastian Steger/Qiu Dang
Mixed: Franziska/Solja, Qiu/Mittelham
Quelle: SID/DOSB