Worldcup

"Ein saugeiles Wochenende": Überragender Wellinger triumphiert in Norwegen

Platz eins und zwei plus der Gesamtsieg: Beim Raw-Air-Finale in Vikersund erlöst Andreas Wellinger die deutschen Skispringer.

Autor: Team D // Konstantin Füller
2 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 17. März 2025

Wellinger holt Skispringer aus Loch

Andreas Wellinger sprang wild herum, herzte die Teamkollegen und genoss am sturmumtosten Monsterbakken endlich einmal das schiere Schanzen-Glück: Erster Skiflug-Sieg, Gesamtsieg bei der Raw-Air-Tour, satte 30.000 Euro Preisgeld - und ausnahmsweise keine Gedanken an den hässlichen Manipulationsskandal der Norweger. "Das war ein saugeiles Wochenende", sagte der Olympiasieger, der sich mit Platz zwei im verkürzten Wettkampf in Vikersund am Sonntag den lukrativen und vor allem erlösenden Erfolg sicherte.

Ausgerechnet in der tiefsten Krise des Skispringens sind die DSV-Adler aus der Versenkung aufgetaucht. "Wir haben heuer keine Titel geholt, da ist so ein Titel natürlich toll", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF: "Wir hatten ein großes Loch in der Saisonmitte, jetzt sind wir wieder oben."

Auch Wellinger, der am Samstag zu seinem ersten Sieg auf einer Flugschanze und zum ersten deutschen Erfolg seit drei Monaten gesegelt war, atmete tief durch: "Es war echt eine zähe Saison, vor allem in den vergangenen Wochen. Jetzt fühlt es sich wieder leicht und selbstverständlich an", sagte Wellinger, der für die letzten beiden Weltcup-Wochen noch einmal einen Angriff versprach: "Zu verlieren haben ich nichts mehr."

Im wegen erneut starker Winde auf einen Durchgang reduzierten Sonntagsfliegen musste sich der 29-Jährige mit 230,5 m nur Großschanzen-Weltmeister Domen Prevc aus Slowenien geschlagen geben, der einen Traumflug auf 247,0 m zeigte. Prevc war am Samstag gestürzt - ohne dieses Malheur hätte es wohl zum Gesamtsieg gereicht.

Wellinger (199,2) büßte knapp die Hälfte seines Vorsprungs in der Gesamtwertung auf den Slowenen ein, anders als 2017 verlor er den Gesamtsieg aber nicht mehr im letzten Wettkampf. Tages- und Gesamtdritter wurde der Japaner Ryoyu Kobayashi.

Am Samstag hatte sich Wellinger nach Flügen auf 228,0 und 229,5 souverän vor den Slowenen Timi Zajc und Anze Lanisek durchgesetzt. Der zuvor letzte deutsche Sieg im Weltcup war Pius Paschke am 15. Dezember in Titisee-Neustadt gelungen, danach hatten die DSV-Adler und vor allem Paschke viele Wochen lang im Leistungsloch gesteckt.

Paschke selbst zeigte in Vikersund lange vermisste Qualitäten, kam als Neunter am Samstag erstmals seit der Vierschanzentournee unter die Top 10. Auch Markus Eisenbichler wusste bei seiner Abschiedstournee zumindest am Samstag mit Platz 15 zu gefallen.

Eine Woche nachdem bei der WM in Trondheim die Manipulationen der Norweger aufgeflogen waren, kehrte derweil vorerst etwas Ruhe ein. Der Weltverband FIS gab im Anzugskandal keinen neuen Stand über die Ermittlungen gegen die fünf suspendierten Springer um Weltmeister Marius Lindvik bekannt, neue Enthüllungen blieben aus.

Bei den Frauen blies der Wind das Flugprogramm gehörig auseinander. Am Samstag wurde der Wettkampf am Morgen nach 21 von 22 Springerinnen abgebrochen, am Nachmittag neu begonnen und nur in einem Versuch ausgetragen. Sloweniens Weltmeisterin Nika Prevc, die am Freitag den Weltrekord auf 236,0 m verbessert hatte, feierte an ihrem 20. Geburtstag ihren 20. Weltcupsieg. Selina Freitag wurde Dritte. Am Sonntag war dann gar kein Fliegen möglich, Prevc wurde im Kurzprogramm zur Raw-Air-Siegerin.