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Die globale Kraft des Sports

Internationale Sportveranstaltungen und die Olympische Idee bieten eine Plattform, um der globalen Friedenssehnsucht einen für alle sichtbaren Ausdruck zu verleihen, findet Autor Hans-Jürgen Schulke.

Autor: DOSB
3 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 12. Juli 2017

Internationale Sportveranstaltungen und die Olympische Idee bieten eine Plattform, um der globalen Friedenssehnsucht einen für alle sichtbaren Ausdruck zu verleihen, findet Autor Hans-Jürgen Schulke.

In diesen Tagen trifft das IOC eine wichtige Richtungsentscheidung: Werden die Olympischen Sommerspiele 2024 und 2028 wie zuletzt üblich konsekutiv oder im Doppelpack vergeben (die FIFA hat für Letzteres die Blaupause geliefert)? Es sieht so aus, als werden sich die Olympier für den Doppelpack entscheiden. Dafür gibt es ökonomische, zeitliche und geostrategische Gründe. Nicht zuletzt wird damit dem IOC erleichtert, selbst gestaltend seine Agenda 2020 kontinuierlich wie kooperativ voran zu treiben und weniger von aktuellen Fällen zu Doping, Korruption, Gigantismus und Umweltbelastung getrieben zu werden. Daran wird es dann gemessen werden.

Gewöhnliche Kritiker des IOC werden eine solche Entscheidung als weiteres Indiz für den Niedergang des größten Festes der Menschheit sehen – mangels Nachfrage zu seinem Premiumprodukt muss sich das IOC jeden noch verbliebenen Bewerber quasi auf Vorrat krallen, die Olympische Idee werde verhökert. Schon werden Szenarien entworfen, die deren Ende berufen.

Die Realität gibt derzeit ein anderes Bild. Die Olympische Idee scheint kraftvoller denn je. In diesen Wochen finden die Europäischen Olympischen Jugendspiele in Ungarn statt, die Weltspiele der Betriebssportler in Gent, die Makkabi-Spiele in Israel, die World Games der nichtolympischen Sportarten in Wraclaw. Das Asiatische Olympische Komitee bereitet sich bereits jetzt konkret auf die nächsten und die übernächsten kontinentalen Spiele vor, die Olympischen Winterspiele finden in einem halben Jahr statt – vielleicht mit zwei koreanischen Ländern. Und wenn man ganz weit denkt, dann kann man sich vorstellen, dass der erste World Fitness Day am 22. Juli in Frankfurt oder die gerade vor 250.000 Zuschauern in Paris stattgefundenen internationalen Drohnen-Meisterschaften einmal in diese Weltspiele aufgehen werden – Youtube und eSports lassen grüßen.

Nicht alle genannten Beispiele sind die Leistungsschau des professionellen Spitzensports. Den meisten Athleten geht es eher um ihre persönliche Leistungsfähigkeit, um die aus dem Sport erwachsene Begegnung mit fremden Menschen und Kulturen. Aber sie finden in der Form Olympischer Spiele statt – tausende Athleten unterschiedlicher Nationalitäten und Sportarten treffen sich friedlich an einem Ort, halten sich an gemeinsam vereinbarte Regeln, suchen den grenzen-losen Austausch miteinander und feiern sich bei kreativ inszenierter Eröffnung und Abschluss des Festes – alle Menschen werden so getreu der Europa-Hymne symbolisch Geschwister. Das ist nichts anderes als die Idee der Völkerverständigung, die seit jeher die Olympische Bewegung trägt.

Das schafft noch keine friedliche Welt, beendet keinen der zahlreichen aktuellen Kriege. Aber die internationalen Sportveranstaltungen und die Olympische Idee bieten immerhin eine Plattform, um der globalen Friedenssehnsucht einen – die Medien sind hier berufen – für alle sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Dafür lohnt es sich, derartige Veranstaltungen unter vielen Mühen zu organisieren und die Olympischen Werte leidenschaftlich zu erneuern. Auch, um kriegführenden Staatslenkern und bedenkenlos Gewalttätigen wie beim Hamburger G 20-Gipfel eine anstößige Alternative zu bieten.

(Autor: Prof. Hans-Jürgen Schulke)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

Die Idee der Völkerverständigung ist Teil der olympischen Bewegung. Foto: picture-alliance