Mailand Cortina 2026

Elf Monate vor Olympia: Wo steht der deutsche Wintersport?

In zahlreichen Wintersportarten ist die Saison vorbei oder steht kurz vor dem Abschluss. Der nächste Höhepunkt: Die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d'Ampezzo (6. bis 22. Februar 2026). Wo stehen die deutschen Sportlerinnen und Sportler knapp elf Monate vor der Eröffnungsfeier?

Autor: Team D // Konstantin Füller
5 Minuten Lesezeit veröffentlicht am 18. März 2025

BIATHLON

Bei der WM in Lenzerheide strahlte vor allem eine: Franziska Preuß. Die 31-Jährige war an vier der fünf deutschen Medaillen beteiligt, will jetzt auch den Gesamtweltcup gewinnen - und dann ihre Karriere bei Olympia krönen. Hinter ihr zeigten Selina Grotian (20) und Julia Tannheimer (19) ansprechende Leistungen. Die Männer stecken dagegen in einem Tief. WM-Bronze in der Staffel war auch glücklichen Umständen zu verdanken.

BOB

Doppel-Weltmeister Francesco Friedrich und Zweier-Weltmeisterin Laura Nolte waren die Gesichter der Titelkämpfe in Lake Placid. Aber auch Johannes Lochner, Lisa Buckwitz, Kim Kalicki und Adam Ammour flogen mit einer Medaille im Gepäck nach Hause. Nach neun von zwölf möglichen Podestplatzierungen führt wohl auch bei Olympia kein Weg an den Deutschen vorbei, wenngleich die Eisrinne in Cortina allen unbekannt ist. Lediglich im Monobob scheinen die Medaillen noch nicht vergeben - hier genießt das deutsche Team keinen Materialvorteil. 

CURLING

Nach dem sensationellen Gewinn der Europameisterschaft im vergangenen November haben die deutschen Curler um Skip Marc Muskatewitz gute Karten, bei der WM im kanadischen Moose Jaw (29. März bis 6. April) das Olympia-Ticket zu lösen und nach zwölf Jahren wieder bei Winterspielen dabei zu sein. Das allein wäre schon ein Erfolg. Die Frauen haben die Qualifikation bereits verpasst.

EISHOCKEY

Die deutschen Eishockey-Männer stehen bereits seit Mai 2023 als Teilnehmer der Olympischen Winterspiele 2026 fest. Mit der Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft 2023 sicherte sich das Team gleichzeitig das Ticket für Milano Cortina. Wer letztlich für Team Deutschland auf dem Eis stehen wird, entscheidet sich unteranderem durch die Leistungen bei der Weltmeisterschaft 2025.

Auch die Eishockey-Frauen sind nach 2002, 2006 und 2014 wieder bei Olympia dabei. Die Qualifikation gelang ihnen im Olympic Qualifier Turnier im Februar 2025. Bevor es in Italien um alles geht, steht auch für sie im April 2025 die Weltmeisterschaft an – eine wichtige Generalprobe für das Team, das als Außenseiter ins Turnier geht.

EISKUNSTLAUF

Im Paarlauf ruhen die größten Hoffnungen auf Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin. Mit ihrem zweiten Grand-Prix-Finalsieg in Folge im Dezember 2024 in Grenoble und dem EM-Titel 2025 in Tallinn haben sie sich als Spitzenduo in der Weltspitze etabliert. Nun blicken die frischgekrönten Europameister auf die Weltmeisterschaft in Boston Ende März, wo sie erneut um Edelmetall kämpfen wollen. In den weiteren Eiskunstlauf-Disziplinen sind deutsche Athletinnen aktuell keine Podestanwärterinnen.

EISSCHNELLLAUF

Die deutschen Eisschnellläufer*innen hinken der Weltspitze bereits länger hinterher. Bei den Europameisterschaften 2025 in Heerenveen erreichte Josie Hofmann im Allround-Wettbewerb einen respektablen siebten Platz. Maira Jasch, eine aufstrebende Athletin, belegte den zehnten Rang und verpasste damit knapp das Finale über 5000 Meter. Im Sprint-Mehrkampf der Männer platzierte sich Hendrik Dombek auf einem soliden sechsten Platz. Damit ist in der Breite ein positiver Trend erkennbar, Medaillen sind aber derzeit nicht zu erwarten. Bei der diesjährigen Einzelstrecken-WM in Hamar sorgte immerhin die Teamverfolgung der Frauen mit Platz vier für einen Achtungserfolg. 

Shorttrack

Bei den Shorttrack-Europameisterschaften 2025 in Dresden trat die deutsche Nationalmannschaft vor heimischem Publikum an. Die Athlet*innen, darunter Rafael Schlossareck (Platz 20 über 1500 Meter, Platz 28 über 1000 Meter) und Lisa Eckstein (Platz 12 über 1500 Meter, Platz 14 über 500 Meter, Platz 10 über 1000 Meter), nutzten den Heimvorteil und präsentierten sich in guter Form. Nach dem Karriereende von Anna Seidel fehlt dem deutschen Team jedoch das Aushängeschild. 

NORDISCHE KOMBINATION

Bei der Nordischen Ski-WM 2025 in Trondheim gewann die deutsche Mannschaft Gold im Teamwettbewerb. Das Quartett, bestehend aus Johannes Rydzek, Wendelin Thannheimer, Vinzenz Geiger und Julian Schmid, setzte sich in einem dramatischen Rennen gegen Österreich und Norwegen durch. Besonders beeindruckend war Geigers Schlussrunde, in der er den entscheidenden Vorsprung herauslief. 

Im Einzel sicherte sich Vinzenz Geiger zudem die Bronzemedaille im Einzelwettbewerb der WM, wobei er nur hinter den Norwegern Jarl Magnus Riiber und Jens Luraas Oftebro landete. Ersterer wird durch seinen Rücktritt aus dem aktiven Sport in der kommenden Saison und damit auch bei den Olympischen Spielen 2026 keine Rolle mehr im Kampf und die Podestplätze spielen, was für gute Aussichten für die deutschen Kombinierer, allen voran für Olympiasieger Vinzenz Geiger sorgt. Die Frauen um Gesamtweltcup-Siegerin Nathalie Armbruster müssen weiter auf ihre Olympia-Premiere warten.

RODELN

In der abgelaufenen Saison hatte sich durch die Österreicher lange eine Wachablösung angebahnt, doch pünktlich zum Saisonhöhepunkt waren Max Langenhan und Co. auf Top-Niveau: Doppelsieg im Einer der Männer und Frauen bei der WM, dazu Gold bei den Doppelsitzern der Männer und in der Team-Staffel. Auch der Gesamtweltcup im Einer ging letztlich an die Weltmeister Langenhan und Julia Taubitz. Somit sind auch für die Rodler*innen einige Medaillen bei Olympia zu erwarten.

SKELETON

Der einzige Sportart im Eiskanal, die aus deutscher Sicht Probleme bereitet. Die Peking-Olympiasieger*innen Christopher Grotheer und Hannah Neise konnten bei der WM in Lake Placid nicht ihre gewünschten Leistungen zeigen. Lediglich Axel Jungk holte mit Bronze im Einzel eine Medaille. Da ist für das Skeleton-Team im kommenden Winter noch Luft nach oben.

SKI ALPIN

Deutschland hat eine große Hoffnungsträgerin: Emma Aicher überzeugte bei der WM, anschließend gewann sie ihre ersten beiden Weltcup-Rennen. Zur Ski-Weltklasse dürfen sich ansonsten lediglich zwei weitere Deutsche zählen: Lena Dürr und Linus Straßer, der WM-Dritte im Slalom. 

SKIBERGSTEIGEN

Das "Ski Mountaineering" ist neu im olympischen Programm - mit den Disziplinen Sprint und Mixed-Staffel. Für Anton Palzer (32) kommt das zu spät: Er gewann von 2015 bis 2021 fünf WM- und EM-Medaillen - und wurde danach Radprofi. Tatjana Paller (29) ging den umgekehrten Weg: Radsportlerin bis 2020, seitdem Skibergsteigerin. Bei der WM in Februar 2025 gewann sie Bronze in der Disziplin Sprint. Finn Hösch (22) der bereits bei der kleinen Premiere im Rahmen der Youth Olympic Games 2020 Olympia-Luft schnuppern konnte, wurde 2023 im Sprint Weltmeister.

SKI FREESTYLE/FREESKI

In dieser Woche beginnen die Weltmeisterschaften in St. Moritz. Tatsächlich gibt es dafür paar Medaillenhoffnungen im Skicross: Florian Wilmsmann reist nach drei Siegen und drei weiteren Podestplätzen als Weltcup-Führender in die Schweiz, Daniela Maier gewann zwei Rennen und fuhr vier weitere Male aufs Podest. Freeskierin Muriel Mohr, die bereits von den Youth Olympic Games 2024 mit zweimal Bronze im Gepäck heimkehrte, könnte im Big Air für eine Überraschung sorgen. 

SKILANGLAUF

Zwölf Medaillenentscheidungen fallen bei Olympia im Skilanglauf, doch Deutschlands Hoffnungen ruhen derzeit eher auf den Frauen. Bronze für Pia Fink, Katharina Hennig, Helen Hoffmann und Victoria Carl bei der WM in Trondheim. Bei den Männern sticht derzeit nur Friedrich Moch mit beeindruckenden Leistungen hervor. Er belegte bei der Tour de Ski einen zweiten Platz in der Gesamtwertung, was seit 15 Jahren keinem Deutschen mehr gelungen war.

SKISPRINGEN

Die Skisprung-Männer suchten in diesem Winter die Konstanz, der zweimalige Olympiasieger Andreas Wellinger aber ist ein Mann für die großen Entscheidungen - wie er neulich erst durch WM-Silber von der Normalschanze belegte. Die Frauen haben nach Katharina Schmid, die sich ihr Karriereende offen hält, mit Selina Freitag nun eine weitere Weltklassespringerin. Deswegen könnte auch im Mixed-Team etwas drin sein.

SNOWBOARD

Auch die Snowboarder*innen tragen ihre WM in St. Moritz aus. Die Medaillenhoffnungen ruhen erneut auf Ramona Hofmeister, die in dieser Saison sechs Einzelrennen gewann - und mit Elias Huber den einzigen Mixed-Team-Wettbewerb. Huber feierte in diesem Winter auch seinen ersten Einzel-Sieg im Weltcup - ebenso wie Crosser Leon Ulbricht. Annika Morgan könnte im Slopestyle überraschen.